Der für die ARD-„Sportschau“ verantwortliche WDR-Sportchef Steffen Simon hält nicht viel von dreidimensionalen Fußballübertragungen. In einem Zeitungsinterview sagte er wörtlich: „Das ist ein großer Fake!“
Natürlich versuche die TV-Industrie, das Fernsehen in 3D über Sportveranstaltungen zu pushen, sagte Simon in einem Gespräch mit der „Frankfurter Rundschau“ (Montagsausgabe). Das habe sie schon bei den hochauflösenden Bildern so gemacht und etwa die Olympischen Spiele in HD übertragen. Er selbst hege allerdings „große Zweifel gegen die 3-D-Technik, zumindest wenn es um den Einsatz im Fußball geht. Das ist ein großer Fake!“
Als Grund nannte Simon produktionstechnische Besonderheiten. Eine Sportart wie Fußball, die zu 85 Prozent aus der Totalen gefahren werde und damit „Null-Komma-Null an 3D-Effekten bietet“, sei dafür nicht geeignet. 3D raube dem Publikum die Übersicht. Weder habe eine entsprechende Übertragung Erlebnischarakter, noch bringe sie den Fußball selbst oder die Berichterstattung weiter. Simon fatalistisch: „Wenn sich das durchsetzen sollte, dann wäre das ein Rückschritt für uns alle.“
Um die Zukunft der „Sportschau“ macht sich Simon trotz der unsicheren Situation bei der Neuverteilung der Bundesliga-Übertragungsrechte ab der Saison 2013/2014 unterdessen wenig Sorgen. Die Sendung habe von 1993 bis 2003 schon einmal ohne Bundesliga überlebt, betonte Simon, der selbst zwischen 2000 und 2002 ein Gastspiel im Privatfernsehen gegeben hatte und als Moderator von „Ran“ bei Sat 1 vor der Kamera stand.
Während seiner Zeit bei „Ran“ auf Sat 1 habe er oft gehört: „Was ihr da mit der ‚Sportschau“ auf Sat 1 so macht…“. Das zeige, dass die „Sportschau“ bei den Fußball-Fans ein derart feststehender Begriff sei, „dass sie offensichtlich nicht totzukriegen ist“. Simon hatte am Donnerstag gegenüber Medien erklärt, eine Zusammenfassung der Bundesliga-Partien am Samstag nach 20 Uhr komme für ihn nicht in Frage (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Auf die Frage, ob die Produktion der Live-Bilder durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) die ARD in ihrer Berichterstattung nicht einschränke, erklärte der „Sportschau“-Verantwortliche, anders als in vielen anderen Ländern liefere die Liga keine fertig komponierten Bilder zu. Man könne auf jede Sekunde zugreifen, die von den Kameras eingefangen werde. „Auch wenn man in solchen Konstellationen gerne mal einen Zensurverdacht hegen mag, so muss man sagen: Das hier ist das hundertprozentige Gegenteil davon“, betonte Simon. [ar]
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