Soap-Umbau am Dienstag: „Lena“ geht, „Verbotene Liebe“ länger

Überlebenskampf pur in der Abteilung Daily Soap. Nach dem „Marienhof“ (ARD) muss auch „Lena“ (ZDF) ihren Abschied nehmen. Kurios nur: Nach der Strafversetzung vom Nachmittag auf den Vormittag vor kurzem stiegen die Marktanteile rasant. Trotzdem ist jetzt Schluss.

Der Dienstagvormittag gehört in Jessica Ginkels Leben ein letztes Mal ihrem Alter Ego „Lena“. Am 21. Juni wird die 30-jährige Schauspielerin im ZDF-Studio der Vormittagsshow „Volle Kanne“ sitzen und über ihren Abschied von der Telenovela plaudern, bevor um 10.30 Uhr die letzte Folge von „Lena“ über den Sender geht.

Nach 180 Episoden ist jetzt vorzeitig Schluss, 240 waren ursprünglich einmal geplant. Wenige Tage nach dem Ende des ARD-„Marienhofs“ ist damit auch „Lena“ am Ende. Ebenfalls am Dienstag darf die ARD-Soap „Verbotene Liebe“ dafür die Sendezeit verdoppeln (18.00 bis 18.50 Uhr), weil der altgediente „Marienhof“ in TV-Rente geht.

Bei „Lena“ trugen, ebenso wie beim „Marienhof“, die Quoten die Schuld. Das ZDF hat mit seinen hausbackenen Serienstoffen nachmittags gegen 16.15 Uhr nur wenig auszurichten gegen die Konkurrenz wie „Familien im Brennpunkt“ (RTL) oder „Richter Alexander Hold“ auf Sat.1. Im Privatfernsehen geht es handfest und turbulent zu, bei „Lena“ gefühlsstark mit einem gehörigem Schuss Kitsch. Das passt nicht so in die Welt des Nachmittagsguckers.

Also beschloss das ZDF, die Serie abzukürzen und am Vormittag auslaufen zu lassen, möglichst undramatisch und geräuschlos. Aber siehe da: Die Fans wanderten fast alle mit, um eine Million Zuschauer hat jede Folge, die Marktanteile verdoppelten sich wegen der frühen Sendezeit auf etwa 20 Prozent. Nur Schüler und Halbtagsjobber entfielen. Die griffen aber – bei Bedarf – in der Mediathek zu. Die in diesem Jahr meistgesehene Folge im Netz wurde 266 000 Mal abgerufen.

In der letzten Folge wird die unverheiratete Ginkel zum ersten Mal ein Hochzeitskleid tragen, denn ihre Lena ehelicht ihren David von Arensberg (Max Alberti), wie es sich zum Schluss einer Telenovela gehört. Das Brautkleid wird dann sofort, solange dem Publikum „Lena“ noch ein Begriff ist, für einen guten Zweck versteigert. Das ist dann der endgültige Abschied von einem „eigenen Kosmos, in dem wir zwangsweise zusammen auf engstem Raum waren, und immer wieder die Gefühle rausließen“, wie Ginkel die zehn Monate am Set beschreibt.

Eine intensive Erfahrung für Ginkel, die von 2006 bis 2009 bereits in der RTL-Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ mitwirkte. Der abrupte Schluss von „Lena“ habe ihre persönlichen Planungen nicht nachhaltig beeinträchtigt. „Ich hätte eh nach spätestens zwölf Monaten aufgehört“, sagte die Berlinerin. Ginkel, die bereits im April nach zehn Monaten mit den Dreharbeiten aufhörte, hat jetzt mehr Zeit für Tagträume und reale Planungen: „Ich würde gern mal in romantischen Komödien spielen“, sagt die gebürtige Berlinerin. „Oder gern mal eine Kommissarin, eine mit richtigen Ecken.“

Und Jessica Ginkel ist im Grunde mit ihrem Kopf schon ganz woanders, beim Pilotfilm zur RTL-Serie „Der Lehrer“, in dem die studierte Lehrerin in diesen Tagen eine Rolle spielt. Währenddessen spielt sich im ZDF am Nachmittag um 16.15 Uhr ein neuer Existenzkampf ab: „Herzflimmern – Die Klinik am See“, das Nachfolgeformat werktags um 16.15 Uhr, kämpft ebenfalls mit lauen Quoten – am Dienstag nach Pfingsten schalteten nur 700 000 Zuschauer (7,1 Prozent) ein, am Mittwoch nur noch 540 000 (5,8 Prozent). Weniger geht kaum noch. [Carsten Rave/ar]