Der Quotendruck macht den Genuss von TV-Serien im Privatfernsehen immer öfter zur Farce. Denn bringen die neuen Formate nicht genug Quote, fliegen sie hochkant wieder raus. Die Entscheidung, eine Serie zu beginnen, wird dabei zum Glücksspiel mit der Fernbedienung. Nur wenn auch genug Andere zuschauen, hat man eine Chance, dass Ende einer Staffel zu erleben.
Als Serien-Fans geht es einem im deutschen Free-TV im Grunde gar nicht so schlecht. Sowohl die privaten wie öffentlich-rechtlichen Sender kaufen fleißig internationale Formate ein und versuchen zudem auch mit eigenen Produktionen Akzente zu setzen. Entsprechende Ankündigungen jedes Couleurs werden beinahe jede Woche gemacht. So weit, so gut. Doch wenn es dann soweit ist, muss man sich als Free-TV-Zuschauer mittlerweile schon zweimal überlegen, ob man tatsächlich mit dem neuen Format beginnen will. Denn man kann sich angesichts der Programm-Politik der Sender nicht mehr sicher sein, wie weit man mit der Serie kommt.
So finden zwar kontinuierlich neue Serien ihren Weg ins Privatfernsehen, bringen diese aber nicht genug Leistung, fliegen sie hochkant wieder raus – entweder nur aus der aktuellen Sendeschiene oder gleich gänzlich aus dem Programm. Je nach schwere des Versagens gibt es dabei verschiedene Abstufungen: Wenn Fans Glück haben, wandert die Serie nur auf einen anderen Sender, wird aber fortgesetzt. Weitere Szenarien sind ein neuer Sendeplatz, der meistens in tiefster Nacht zu finden ist, oder eine spontane Marathon-Programmierung, um das vermeintliche Elend schnell hinter sich zu bringen. Auf eine Fortsetzung mit weiteren Staffeln ist hier dann aber in der Regel auch nicht mehr zu hoffen, außer ein anderer Sender übernimmt.
Versagt die neue Serie zu Beginn total, wird sie mitunter nach nur einer Folge komplett gestrichen. Zeit, um sich zu entwickeln und das Publikum auch nach einem vielleicht holprigen Start für sich zu gewinnen, bekommt sie nur noch selten. Faktisch verlässt man sich damit nur auf die eigene Werbung, die man der jeweiligen Serie im Vorfeld zu Teil werden lässt. Die Möglichkeit mit der Ausstrahlung Eigenwerbung zu betreiben, bekommt ein Format nicht mehr.RTL, ProSieben, Sat.1 und Co. haben keine Geduld. Was nicht auf Anhieb funktioniert, ist offenbar Müll.
Jüngstes Opfer dieser Strategie ist die Piraten-Serie „Black Sails“, die nun zwei Folgen vorm Staffelfinale ihren Platz in der Primetime bei ProSieben räumen musste. Die Quoten waren zu schlecht, eine Ausstrahlung zur besten Sendezeit schien nicht mehr gerechtfertigt – und das obwohl ProSieben keine wirkliche Alternative hat. Mit „Ghost Rider“ soll’s nun ein Spielfilm aus dem Jahr 2007 richten, der gefühlt schon 1000 Mal durch alle Sender genudelt wurde. Warum ProSieben „Black Sails“ da nicht einfach anständig zu Ende bringen kann, erscheint mir persönlich schleierhaft. Doch offenbar zählt die 1001. Wiederholung eines Hollywood-Films mehr als die vielleicht nur noch kleine Schar treuer Serien-Fans, die sich darauf verlassen, auch in der letzten Woche ihr Format zur gewohnten Zeit zu sehen.
„Black Sails“ ist dabei nur eines von vielen Beispielen. Weitere wären unter anderem „Sleepy Hollow“, „Schmidt“ „Beauty and the Beast“ oder beispielsweise auch „Elementary“. Sie alle teilen das gleiche Schicksal: Wer nicht genug Leistung bringt, fliegt raus. Zurück bleibt am Ende immer der Zuschauer. Denn auch wenn Serien nicht immer den mitunter hohen Erwartungen des Senders gerecht werden, so gibt es doch immer Fans, die sich auf das Versprechen des Senders verlassen haben: Ab dann läuft die neue Serie XY in unserem Programm, alle Episoden von Staffel X, jede Woche um die gleiche Zeit, wie es stets in den Ankündigungen heißt. Eingehalten werden diese aber immer seltener.
Für den Zuschauer gleicht die Entscheidung, eine neue Serie bei den Privatsendern zu beginnen, daher mitunter einem Glücksspiel mit der Fernbedienung. Man weiss nie, ob man genau das Format trifft, dass sich halten kann. Vor allem diejenigen, die sich nicht regelmäßig mit Programmänderungen befassen, ziehen dabei die Niete, denn wenn sie auf die Fernbedienung drücken, kommt statt der erwarteten neuen Folge eben ein Spielfilm von Anno dazumal, vom Versuch, einen Videorecorder nach einer festen Sendezeit zu programmieren, ganz zu schweigen. Verlässlichkeit sieht anders aus. [Kommentar von Frances Monsheimer, Redakteurin]
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