Serien auf der Berlinale: Vormarsch der deutschen TV-Formate

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Auf der Berlinale werden 2015 erstmals auch Serien vorgestellt. Wo der Stoff für Blu-rays bis vor Kurzem zumeist aus den USA oder aus anderen Ländern zu uns kam, will Deutschland nun mit neuen TV-Formaten aufholen.

Tom Tykwer verfilmt die Krimis von Bestsellerautor Volker Kutscher. Die Politsatire „Eichwald“ spielt im Bundestag. „The Club“ soll eine Geschichte aus dem Berliner Nachtleben erzählen. Deutschland geht bei der Serienproduktion auf Aufholjagd – jahrelang kam der Stoff für DVD-Abende aus den USA, England oder Dänemark. Der Boom von aufwendigem Fernsehen ist noch nicht vorbei: Gerade hat Amazon Altmeister Woody Allen für einen Mehrteiler gewonnen, ein Coup.

Die Berlinale zeigt erstmals Serien in geballter Form. In der Jury des offiziellen Wettbewerbs sitzt der amerikanische TV-Guru Matthew Weiner („Mad Men“). Tykwer dürfte beim Festival einen erhöhten Adrenalin-Spiegel haben. Er geht beim Filmmarkt auf die Suche nach internationalen Partnern für das Projekt „Babylon Berlin“ (ARD/Sky), das in den 20er Jahren spielt.
 
„Fernsehen ist der neue Film“, sagt die britisch-amerikanische Schriftstellerin Anna Winger. Mit ihrem Mann Jörg Winger hat sie die Serie „Deutschland 83“ geschrieben, die gemeinsam mit Nico Hofmann (Ufa Fiction) für RTL produziert wurde. Sie soll nach der Festivalpremiere im Herbst im Fernsehen laufen. Jonas Nay spielt die Hauptrolle, einen jungen DDR-Spion mit brisanter Mission in Bonn. Das Jahr 1983 hat Winger nicht nur wegen der damaligen Alltagskultur um Nena und 99 Luftballons interessiert, sondern auch, weil es nah ist und ein historisch wichtiges Jahr war. „Man kann 1983 als den Anfang der Wiedervereinigung sehen.“
 
Kennzeichen von ambitionierten Serien: Wie bei „Borgen“ oder den „Sopranos“ sollen sich die Figuren entwickeln und die Episoden fortlaufende Kapitel sein. Wer auf einer Berlinale-Party mitreden will: Die TV-Leute sagen dazu „character-driven“ und „horizontal erzählt“.
 
Filmmarkt-Direktor Matthijs Wouter Knol hat einen Trend beobachtet: „Ganz spannend fand ich, dass sich die Serien mit sehr aktuellen Themen befassen: Rechtsradikalismus, Attentate, Geheimdiensten oder mit der Energieindustrie und was dort hinter den Kulissen passiert.“
 
Anspruch ist dieses Jahr auch vom ZDF-Krimi „Blochin“ zu erwarten. Jürgen Vogel ermittelt als Cop mit Vergangenheit gegen seine alten Freunde aus der Ost-Berliner Club- und Drogenszene. Einen „sechs Stunden langen Film-Roman mit offenem Ende“, versprechen die Macher. Regisseur Matthias Glasner und Vogel haben gemeinsame Berlinale-Erfahrungen: Der Film „Der freie Wille“ über einen Vergewaltiger spaltete 2006 das Publikum. Vogel bekam für die Rolle einen Silbernen Bären.
 
Bei der Berlinale liefen schon früher Serien, Jane Campions „Top of the Lake“ und „Im Angesicht des Verbrechens“ von Dominik Graf. Der Graf-Krimi hatte es im Fernsehen schwer. Amerikanische Produktionen haben es vergleichsweise leichter. Sie sind oft mit hohem Budget für Bezahlsender gemacht und müssen nicht zwingend auf Sendeplatz und Quote gucken.  
 
Das Serienfieber ist ein internationales Phänomen, das ist auch im Berlinale-Programm zu sehen. Aus Italien kommt der Politkrimi „1992“, aus Israel der Thriller „False Flag“. Die Macher der dänischen Politserie „Borgen“ stellen „Follow The Money“ vor.
 
Für Fans der Drogenhandel-Story „Breaking Bad“ gibt es den Nachfolger, der aus einer Nebenfigur entwickelt wurde. In „Better Call Saul“ geht es um den schmierigen Anwalt Saul Goodman. Eine Weltpremiere: die ersten Folgen des amerikanischen Familiendramas „Bloodline“ mit Sissy Spacek und Sam Shephard.
 
Nicht nur Filmleute gehen in Serie, manchmal ist der Weg auch umgekehrt. „Mad Men“-Erfinder Matthew Weiner stellt am Dienstag beim Festival sein Regiewerk „Are You Here“ mit Owen Wilson und Amy Poehler vor – letztere kennen Serienfans aus „Parks and Recreation“. [Caroline Bock/kh]

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1 Kommentare im Forum
  1. AW: Serien auf der Berlinale: Vormarsch der deutschen TV-Formate Abgesehen von "The Club" und "Eichwald" seinen die Deutschen Formate aber leider einmal wieder arg "krimilastig" zu sein. "The Club" scheint schon ein attraktives Konzept zu sein, bei "Eichwald" kann man sich aber wohl erst ein Urteil erlauben, wenn man es gesehen hätte. Stelle mir die Thematik nämlich etwas schwierig vor.
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