Die Bestseller-Verfilmung „Zero“ zeichnet ein düsteres Bild des kommenden Jahrzehnts. Viele Leute gehorchen blind ihrer App. Einsen und Nullen greifen in unser Leben ein. Das Erste liefert mit dem Film heute Abend einen Verschwörungs-Thriller par excellence.
Deutschland in einer nahen Zukunft. Die wachsende Schere zwischen Arm und Reich verschärft sich, Gewalt herrscht auf den Straßen. Krawalle, Plünderungen, brennende Autos zählen inzwischen zum Alltag. Da macht plötzlich ein verstörendes Video im Internet die Runde: Eine Videodrohne filmt den Bundesinnenminister und den Kanzleramtsminister bei einem Geheim-Treffen in einer Tiefgarage mit einem mysteriösen Unbekannten. Chaos bricht aus. Hektisch zielen die Securityleute mit ihren Schusswaffen auf die unerwünschte fliegende Kamera und bringen sie schließlich zu Boden, wie Millionen im Internet verfolgen können. Zu der Aktion bekennt sich die Hackergruppe „Zero“. Und die ist mit ihrem Feldzug gegen die Mächtigen noch lange nicht fertig. So beginnt der packende Thriller „Zero“ diesen Mittwoch (20.15 Uhr) im Ersten.
Heike Makatsch spielt in der Verfilmung des Bestsellers von Marc Elsberg die Journalistin Cynthia Bonsant, die Machenschaften zwischen höchsten Regierungskreisen und einem Social-Media-Konzern aufdeckt.
Heike Makatsch in der Hauptrolle
Bonsant, Witwe eines Bildhauers und alleinerziehende Mutter eines zickigen Teenagermädchens, ist eigentlich der Inbegriff der analogen Welt. Sie gibt ihre Job-Bewerbungen noch auf Papier ab, sie fährt einen französischen Oldtimer aus den 1980er Jahren und sie beobachtet mit großem Argwohn, wie leichtsinnig ihre Tochter Viola (Luise Emilie Tschersich) die beliebte Social-Media-App Freemee ins Privatleben eingreifen lässt. Dann stirbt ein Freund Violas – die Technik hat ihn offensichtlich zu einer lebensgefährlichen Aktion überredet. Was hat Freemee-Chef Carl Montik (Sabin Tambrea) mit seinem Tod zu tun?
Ist das alles überhaupt Zukunft, ist es nicht eher schon Gegenwart? Diese Frage dürfte viele Zuschauer umtreiben, die diesen Film im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks für das Erste anschauen. Elsbergs Buch ist schließlich sieben Jahre alt. „Was ich in ‚Zero‘ beschreibe, war zum Teil damals schon real, nur den Leuten nicht bewusst und hat sich inzwischen natürlich deutlich weiterentwickelt“, erläutert Elsberg im dpa-Interview. „Deswegen hat der Drehbuchautor das Geschehen ein bisschen in die Jetzt-Zeit geholt. Aber es ist aktueller denn je, welche Möglichkeiten soziale Medien hier haben und tatsächlich auch nutzen, um ihre User zu beeinflussen.“
Romanvorlage war 2014 ein Bestseller
Makatsch ist die Skepsis ihrer Figur Cynthia Bonsant nicht fremd. „Ich bin in Sachen Digitalisierung ein bisschen wie ein Dinosaurier, gleichzeitig bin ich aber auch wachsam, beziehungsweise kritisch“, sagt sie im dpa-Interview über ihr Verhältnis zu Social Media.
Die Schauspielerin sieht sich an dieser Stelle auch als Mutter von drei Töchtern gefordert: „Mit drei heranwachsenden jungen Frauen im Haushalt ist es natürlich wichtig, da eine Haltung zu zeigen und aufzuklären. Am besten geht man mit gutem Beispiel voran.“
Der Sog sei gerade für junge Menschen, die dazu gehören wollen, immens, erläutert die 50-Jährige. „Aber ähnlich wie mit anderen Suchtmitteln ist es auch in diesem Fall so, dass man ab einem gewissen Alter in die Navigationsmittel vertrauen muss, die man der heranwachsenden Generation mitgegeben hat. Sie wissen dann hoffentlich selbst, mit den Gefahren umzugehen. Bis dahin gibt’s halt Regeln, Verbote und natürlich immer Diskussionsbereitschaft.“
[Christof Bock]
„Zero“ ist Teil eines Near-Future-Schwerpunkts im Ersten und in der ARD-Mediathek, zum dem auch die Filme „Das Haus“ und „Ich bin dein Mensch“ gehören, die ebenfalls im Herbst 2021 ausgestrahlt werden.
Bildquelle:
- df-zero: ARD-Foto