Professor Brinkmann und Oberschwester Hildegard haben das markante Jugendstil-Gebäude berühmt gemacht. Mit der „Schwarzwaldklinik“ ist das Sanatorium im Glottertal zur weltweit bekannten TV-Kulisse geworden. Es sonnt sich bis heute im Glanz der Serie.
Zurück in die 1980er Jahre ist es ein Fußmarsch von nur wenigen Minuten: Vom Parkplatz hinauf zum sogenannten Carlsbau. Er hat der „Schwarzwaldklinik“ das Gesicht gegeben. Mit der ZDF-Serie, die von 1984 bis 1989 hier in Szene gesetzt wurde, ist das Gebäude einem Millionenpublikum bekanntgeworden. Kein anderer Drehort in Deutschland ist derart berühmt und hat bis heute eine so große Anziehungskraft wie die Fernsehklinik in der Schwarzwald-Gemeinde Glottertal bei Freiburg. Rund um den Globus ist das Gebäude Fernsehzuschauern vertraut.
Das Schild „Schwarzwaldklinik“ hängt noch immer über dem Eingang. Es erinnert an die bis heute populärste und erfolgreichste deutsche Fernsehunterhaltungsserie. Bis zu 28 Millionen Zuschauer saßen in den 80er Jahren in Deutschland pro Folge vor den Bildschirmen. Auch international war die Serie ein Renner: Sie wurde in 43 Ländern ausgestrahlt.
Immer im Bild: Der Carlsbau im Glottertal, der 1913 als Klinik für Tuberkulosekranke erbaut wurde und in dem schon Ludwig Erhard (1897-1977) kurte. Er diente den 75 Folgen der Serie als Kulisse. Vor dem Haus und im großen Garten wurden die Außenaufnahmen gedreht. Hier standen Klausjürgen Wussow, Gaby Dohm, Sascha Hehn und jede Menge andere Schauspieler vor der Kamera.Fast so bekannt wie Reichstag und Neuschwanstein
„Es ist ein Phänomen“, sagt Werner Geigges, Leitender Arzt in der Rehaklinik Glotterbad. „Das Gebäude der Schwarzwaldklinik hat bis heute eine magnetische Kraft.“ Seit dem ersten Drehtag sind 27 Jahre vergangen, vor 22 Jahren fiel die letzte Klappe. Doch die Serie ist Kult, der Carlsbau eines der berühmtesten Gebäude Deutschlands. „International so bekannt wie der Reichstag und Schloss Neuschwanstein“, sagt Kliniksprecher Gerd Markowetz.
Besucher, die sich vor Ort ein Bild machen wollen, kommen bis heute. Sie nehmen den Fußmarsch den Berg hinauf in Kauf, lassen sich vor der Klinik fotografieren, schwelgen in Erinnerungen und werfen einen Blick in den Seiteneingang, der fürs Fernsehen als „Notaufnahme“ ins Bild gerückt wurde. Und schauen sich anschließend im nahe gelegenen „Schwarzwaldklinik“-Souvenirladen um.
Klaus-Dieter Herrmann ist einer von ihnen. Der 39 Jahre alte Mechatroniker aus Westfalen steht mit seiner achtjährigen Tochter Jennifer vor dem imposanten Gebäude, neben ihm zücken Touristen aus den Niederlanden ihre Kameras. „Wir machen Urlaub hier im Schwarzwald und wollten unbedingt auch die Klinik sehen“, sagt Herrmann. „Ich habe damals keine Folge verpasst“. Tochter Jennifer kann nur erahnen, was das fast 100 Jahre alte Gebäude dem Vater bedeutet.Neue Bewohner: „Tiere bis unters Dach“
Umgeben ist die Klinik von Schwarzwaldtannen und grünen Wiesen. Die richtige Umgebung für die Fernsehserie, die auf Idylle großen Wert legte. Mit dem Erfolg der Serie wurde die Kur- und Heilanstalt in den 80er und 90er Jahren zum Touristenmagnet, Reisebusse rollten massenweise ins beschauliche Glottertal.
„Wir mussten damals alles absperren, um den regulären Klinikbetrieb einigermaßen aufrechterhalten zu können“, erinnert sich Mediziner Geigges. „Die Leute drängten ins Gebäude und wollten Professor Brinkmann sehen, manche wollten sich von ihm sogar behandeln lassen.“ Doch der Fernsehprofessor war gar nicht da. Denn in dem Gebäude selbst wurde nicht gedreht. Diese Szenen entstanden in Fernsehstudios in Hamburg. Dennoch verbinden die Zuschauer das Glottertal mit der „Schwarzwaldklinik“.
Heute ist der große Boom vorbei, der Platz vor dem sechsstöckigen Gebäude frei zugänglich. Innen herrscht gähnende Leere. Seit 2004 steht die Fernsehklinik leer und zum Verkauf. Ein Käufer ist nicht in Sicht. Die Reha-Klinik ist in einen benachbarten Neubau umgezogen.
Zuletzt machte der Carlsbau noch einmal Fernsehkarriere. 2004 und 2005 wurden hier zwei Spezialfolgen der „Schwarzwaldklinik“ gedreht. Danach zog die ARD-Kinderserie „Tiere bis unters Dach“ ein. Eine Rolle vor der Kamera spielte der Bau aber nicht. In der Kultklinik im Glottertal richteten die Macher der Kinderserie ihre Produktionsbüros ein, die Schauspieler nutzten Brinkmanns Krankenhaus als Garderobe. [Jürgen Ruf/ar]
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