Axel Prahl spielt in „Eisland“ ein armes Schwein, dem das Schicksal auf seltsame Art zur Hilfe kommt. Und Roland Kaiser tritt als Gaststar auf.
Schwere Rückenschmerzen begleiten Marko Wendrichs (Axel Prahl) durchs Leben. Kein Wunder, denn seit fast 30 Jahren schleppt der Witwer treppauf, treppab schwere Körbe mit Tiefkühlkost für die Hamburger Firma Eisland an die Haustüren von älteren Damen. Als eine Krankheit ihn aus der Bahn wirft, steht seine Existenz auf dem Spiel. Doch plötzlich wird alles doch ganz anders. Davon erzählt die schwarze Komödie „Eisland“, heute um 20.30 Uhr, im Ersten.
Zu Markos Kundschaft gehören die bescheidene und fidele Charlotte Horn (Christine Schorn) sowie die trinkfeste und vermögende Ingeborg Meuer (Inge Maux), die vereinsamt in einem schönen Haus wohnt.
Nach einem Trinkgelage mit Marko wacht Ingeborg allerdings nicht mehr auf. Der Tiefkühlbote packt die Verstorbene kurzerhand in die Tiefkühltruhe – und macht sich mit ihrer Kreditkarte davon. Die kann er gut gebrauchen, muss er doch krankheitsbedingt in Frührente. Da er die PIN-Nummer kennt, kann er regelmäßig die weiterlaufende Rente von Frau Meuer abheben. Zunächst wird sie von niemandem vermisst.
Ganz schwarzer Humor
Alsbald kommen Marko aber nicht nur ein penetrant neugieriger Nachbar und misstrauische Handwerker auf die Spur. Auch Markos studierender Sohn Steffen (Merlin Rose) beschleicht ein gewisser Argwohn, weil der Herr Papa plötzlich so viel Geld ausgibt. Als sein mühsam aufgebautes Kartenhaus einzustürzen droht, zieht es Marko in die Kneipe – wo er am Tresen unverhofft auf sein Idol trifft, den leibhaftigen Sänger Roland Kaiser, der in Markos Wohnung als Plakat an der Wand hängt.
Das pointierte Drehbuch von Maximilian Kaufmann (es ist sein erstes) steckt voller lebensnaher und sozialkritischer Dialoge und grotesker Szenen. Regisseurin Ute Wieland (64, „Tigermilch“) hat ihren schwarzhumorigen Film mit gemütlichem Tempo inszeniert. Das soll allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier lauter kleine Lebensgeschichten erzählt werden, die von allen Schauspielern mit viel Gespür und kleinen Gesten übertragen werden.
„Eisland“ zehrt von pointiertem Drehbuch und Axel Prahl
Axel Prahl (61, „Tatort„) gibt Mario als warmherzigen und schlitzohrigen Mann, der auch einfach mal so zu den alleinstehenden Damen kommt, ihnen zuhört, mit ihnen spricht und sie auch etwas umsorgt – was sie sehr zu schätzen wissen. Christine Schorn (77, „Unterleuten“, „Urlaub mit Mama“) erklärt in einem ARD-Interview: „Hier bei uns wird zu oft so getan, als wären kleine Kinder und Senioren Pflegefälle. Sind sie nicht. Kleine Kinder wachsen ins Leben und alte Leute wachsen wieder raus. So einfach.“
Ganz so einfach geht es in diesem Film nicht zu, der doch etwas nachdenklich stimmt. Hauptsächlich deshalb, weil ein bislang unbescholtener und fürsorglicher Mann plötzlich eine beachtliche kriminelle Energie an den Tag legt und sich zusehends in ein Gewirr aus Nötigung, Erpressung und Unterschlagung verliert.
Derweil singt Roland Kaiser auf Schallplatte davon, dass alles im Leben irgendwie einen Sinn ergebe. Am Tresen spricht der Star von einem Sandsturm im Leben. Durch den muss Marko nun durch.
[Klaus Braeuer]
Bildquelle:
- Eisland: ARD-Foto
- df-eisland1: ARD-Foto