Sat.1-Geschäftsführer Joachim Kosack will den Privatsender im kommenden Jahr nicht nur durch Eigenproduktionen und die Einführung neuer Shows, sondern auch ein gezielt auf den Marktführer RTL abgestimmtes Konkurrenzprogramm zum Erfolg führen.
„Wir sind immer dann erfolgreich, wenn wir uns komplementär aufstellen“, sagte der 46-Jährige in einem am Donnerstag veröffentlichten Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“. Bei der Programmplanung liege sein Fokus nicht darauf, was andere Sender abends machen. Er konzentriere sich ausschließlich auf das konkurrierende Angebot von RTL. Quizshows und Doku-Formaten wie „Bauer sucht Frau“, „Rach der Restauranttester“ oder „Wer wird Millionär?“ am Montagabend setze er beispielsweise gezielt deutsche Serien entgegen.
Genau umgekehrt präsentiert sich die Gleichung am Donnerstagabend, wenn RTL selbst auf fiktionale Inhalte setzt, während Sat.1 Reality-Formate wie „Bitte melde dich“ programmiert. RTL sei das „Bayern München im Fernsehmarkt“, entsprechend müsse man „dagegenhalten, klug spielen, dich genau mit ihnen beschäftigen“, erklärte Kosack dem Blatt. Siege des Underdogs sind quotentechnisch derzeit allerdings eher selten.
Als aktuelle Erfolgsgeschichte führt der Sat.1-Chef erwartungsgemäß die Castingshow „The Voice of Germany“ ins Feld, die RTL am Freitagabend bei den Marktanteilen stellenweise um bis zu zehn Prozentpunkte abhängte. „Das kennen die gar nicht mehr“, amüsierte sich Kosack über den Etappensieg.
Zur Zukunft von Johannes B. Kerner äußerte er sich eher einsilbig. Man spreche mit dem 47-Jährigen nach der Absetzung seiner quotentechnisch wenig erfolgreichen Magazinsendung am Donnerstagabend „über weitere mögliche Formate“, sagte er lediglich. Umgekehrt setze er auf den Ausbau der Sportkompetenz. Die Marke „ran“ wolle man auch nach dem Verlust der Champions-League-Übertragungsrechte an das ZDF mit Boxen, Superbowl und weiteren Sportarten mit Leben versehen.
Kosack kündigte ferner eine Programmoffensive an: Den Montag will Sat.1 künftig mit durchgängig eigenproduzierten deutschen Serien besetzen. „Das hätte sich vor zwei Jahren kein Mensch vorstellen können“, sagte Kosack.
Zudem machte sich der Sat.1-Chef für Harald Schmidt stark, der mit seiner Late-Night-Show nur magere Quoten erreicht. „Harald Schmidt ist wichtig für Sat.1. Da schaue ich auch nicht jeden Morgen auf die Quote. Einige haben gedacht, wir setzen ihn ab, aber im Gegenteil: Jetzt kommt er dreimal die Woche“.
RTL war auch 2011 der Zuschauerprimus. Mit einem Marktanteil von 14,1 Prozent ließ der Kölner Privatsender Konkurrent Sat.1 (10,1 Prozent) deutlich hinter sich. [ar]
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