Die eigenproduzierte Serie ist die hohe Kunst der Fernsehschaffenden. Klar ist: Nur wenige Neuentwicklungen kommen durch. RTL hat jetzt den Dienstagabend für Serien aus eigenem Haus freigeräumt.
Ein Trickdieb, ein Anwalt, eine Anwältin und ein Arzt sollen RTL jetzt das Gefühl geben, dass es doch funktioniert. Um diese Figuren hat der Kölner Privatsender vier Serien gedreht, die allesamt dienstags ausgestrahlt werden sollen. Dienstags? Richtig. Auf diesen Termin hat das Erste seit Jahren ein Abo auf Erfolg abgeschlossen, denn nur ARD-Serien erreichen mit Werten von fünf oder sechs Millionen Zuschauern zwischen 20.15 und 21.45 Uhr respektable Werte und kontinuierliche Publikumsbindung. Doch nun kommt RTL und serviert von diesem Dienstag an eigene Kreationen gegen das Erste.
„Wir haben bereits vor einigen Jahren angefangen, verstärkt auf Eigenproduktionen zu setzen, und nun freuen wir uns sehr, damit einen neuen Serientag bei RTL einzuläuten und langfristig zu etablieren“, sagt der für das Genre Fiction zuständige Bereichsleiter Philipp Steffens, ohne dabei auf die ARD Rücksicht zu nehmen. Denn die RTL-Absicht ist seit Jahren dieselbe: möglichst ein jüngeres Publikum abzugreifen als die öffentlich-rechtlichen Sender, auch wenn gerade das junge Segment sich lieber um andere Dinge kümmert als um das TV.
Die ARD verfolgt die angestrengten Bemühungen der privaten Konkurrenz mit einer gehörigen Portion Humor: „Was RTL mit dem „Seriendienstag“ versucht, ist auf jeden Fall mutig“, sagte Programmdirektor Volker Herres der Deutschen Presse-Agentur. „Mal sehen, ob „Um Himmels Willen“ oder „Sankt Maik“ den Segen der Zuschauer bekommt.“
RTL startet um 20.15 Uhr mit einer Doppelfolge des Zehnteilers „Sankt Maik“ mit dem hierzulande noch recht unbekannten Schauspieler Daniel Donskoy (27) in der Hauptrolle des Trickbetrügers Maik, der auf der Flucht eine Priester-Soutane überstreift und unfreiwillig in der Kirchengemeinde einer hessischen Kleinstadt landet. Am 30. Januar sendet RTL eine Folge von „Sankt Maik“ und sendet um 21.15 Uhr die Premiere der Serie „Beck is back“ mit Bert Tischendorf als Anwalt. Zum Start bereit stehen außerdem „Jenny – echt gerecht“ mit Birte Hanusrichter als Anwältin und „Lifelines“ mit Jan Hartmann als Arzt.
Eine Garantie auf Gelingen gibt es im Fernsehen nicht. Oft verkehren sich hohe Erwartungen und zu viel Euphorie in tiefe Depression. RTL weiß ein Lied davon zu singen. Die Spionageserie „Deutschland 83“ mit Jonas Nay als DDR-Agent wurde von Kritikern gelobt und mit Preisen überschüttet. Und was passierte im Herbst 2016 tatsächlich? Das Publikum wandte sich von der guten, ambitionierten Produktion in Scharen ab – sogar der alte Dauerbrenner „Alarm für Cobra 11“ holte bessere Quoten, auch „Der Lehrer“. Gut lief dagegen der Neustart der in der Öffentlichkeit weniger gehypten Serie „Magda macht das schon“ mit Verena Altenberg als polnische Haushaltshilfe.
Auch dieses Mal propagiert der Kölner Sender Optimismus. „Wir freuen uns, mit einer breiten Genrevielfalt, neuen Gesichtern und vielen Talenten einen neuen Serientag bei RTL zu eröffnen“, lässt der Sender seinen Bereichsleiter Steffens in einer Mitteilung sagen. Vielleicht klappt es ja mit der netten, aber ansonsten harmlosen Produktion „Sankt Maik“. Der Gauner muss unbedingt in der Kirchengemeinde 50 000 Euro locker machen, damit er seine Schulden und die seines Kumpels begleichen kann – die Häscher sind ihm auf den Fersen. Also versucht Maik, die wertvolle Inneneinrichtung der Kirche zu vergolden.
[Carsten Rave]
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