Katastrophenabend bei RTL: Als „Event-Höhepunkt“ der neuen Saison versteht der Kölner Privatsender seinen 140 Minuten langen, 5,7 Millionen Euro teuren Thriller „Bermuda-Dreieck Nordsee“, der an diesem Sonntag (20.15 Uhr) das Fernduell mit dem ZDF-Melodram und dem ARD-„Tatort“ aufnimmt.
In regelmäßigen Abständen kümmert sich RTL um Katastrophen – das mag die Sturmflut in Hamburg sein, ein Vulkanausbruch in der Eifel oder jetzt die reißenden Fluten der Nordsee. Mitten in der Wasserwand von „Bermuda-Dreieck Nordsee“: Bettina Zimmermann und Hannes Jaenicke.
Das Produzentenpaar Stefan Raiser und Felix Zackor hat dabei nichts ausgelassen, was zum Genre gehört: eine üppige Star-Besetzung bis in kleine und kleinste Rollen hinein, tolle Bauten, raffinierte Computeranimationen und jede Menge technischer Tricks, bei denen sich der Zuschauer fragt: Wie haben das nur wieder die Jungs vom Film hingekriegt?
Eine alles verschlingende Wasserwand schiebt sich aufs Ufer zu. Die biedere Nordsee verwandelt sich in einen gurgelnden Strudel, der alles in die Tiefe reißt. Der Meeresboden droht einzubrechen. Der Zuschauer sitzt da und staunt – und ist fast dankbar, dass ihn nicht auch noch eine allzu komplizierte Handlung geistig überfordert.
Pilot Tom (Hannes Jaenicke) und PR-Dame Marie (Bettina Zimmermann) wittern, dass sich hinter den Kulissen des so umweltfreundlichen Energieriesen Global Senergy Schlimmes tut. Bei seinem CO2-Sequestrierungsprojekt soll Kohlendioxid in riesigen Mengen im Meeresboden verklappt werden. Darüber könnte die gesamte Meereswelt aus den Fugen geraten. Und das Meer wehrt sich.
Schon liegen zu hunderten tote Möwen und Fische an Land, erste Vorboten der nahenden Katastrophe, bei der ganze Schiffe spurlos verschwinden. Und es kommt immer schlimmer, bis eigentlich nur noch der weiße Hai aus der Tiefe auftauchen müsste und ein Eisberg die „Titanic“ rammt.
Das Ganze läuft in der Regie des Amerikaners Nick Lyon bis an den Rand mit knalliger Action vollgepropft ab, und Tom-Darsteller Jaenicke findet das genau richtig so: „Wenn man daraus einen fein geschliffenen Problemfilm gemacht hätte, wäre der vielleicht zu später Stunde im ZDF gelaufen, und niemand hätte zugeschaut.“
Da will er auch nicht gelten lassen, dass eine solch „sensationelle“ Aufbereitung auf eine gewisse Verniedlichung und damit Verkleinerung der Problematik hinausläuft: „Wer weiß heute schon irgendwas von CO2-Sequestrierung? Nach diesem Film werden es sehr viele wissen.“
Und Produzent Raiser betont zwar, in erster Linie unterhalten zu wollen („Ich bin keine Mutter Theresa des Umweltschutzes“), meint aber zugleich: „Unser Thema ist zwar offiziell noch nicht so brisant wie die Lagerung vom Atommüll, muss aber im Bewusstsein der Menschen ähnlich brisant werden.“ Und dafür könnte sein Film kein schlechter Einstieg sein.
Wenigstens höheren Orts, wo noch fleißig auf Verharmlosung der Thematik hingearbeitet wird, scheint der Film bereits einige Unruhe ausgelöst zu haben. Noch während der Dreharbeiten kam auf Jaenicke ein Politiker zu („Ich nenne mal keinen Namen“) und erkundigte sich, ob vielleicht das Projekt noch irgendwie zu stoppen sei, da hier doch pure Panikmache betrieben würde. In Jaenickes Augen ein Grund mehr, gerade diesen Film sicher nicht zu stoppen. [dpa]
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