Das Regionalmagazin „Guten Abend RTL“ hat die Nachrichten am Dienstagabend höchst dramatisch aufgemacht: Es habe einen Amoklauf in Köln gegeben, ließen die Macher die Zuschauer in Nordrhein-Westfalen glauben.
„Amoklauf in Köln. Ein Mann verschanzt sich in einer Berufsschule. Spezialkräfte stürmen das Gebäude“, hieß es in der Themenübersicht gleich zu Anfang der Sendung, wie Medienkritiker Stefan Niggemeier am Dienstagabend im Fernsehblog der „FAZ“ bemängelte.
Die „RTL West“-Moderatorin Sonja Schwetje berichtete weiter von „dramatischen Szenen“, der Amokläufer hätte sich verschanzt, schwerbewaffnete SEK-Beamte gegen 14 Uhr das Gebäude gestürmt. Es folgte der Einspieler mit Bericht des Reporters („Der Mann will töten. Er hat eine Schusswaffe, soviel weiß die Polizei.“), der interviewt sogar einen Polizeibeamten. Überall im Gebäude könne der Amokläufer lauern, berichtet der RTL-Mann weiter. Erst nach rund zwei Minuten folgt die Auflösung: „Das Ganze ist zum Glück… nur eine Übung.“
„In mindestens einem Teil seiner Doku-Soaps und fast dem ganzen Nachmittagsprogramm hat RTL die Grenze zwischen Realität und Fiktion längst aufgegeben“, so Niggemeier. Nun habe RTL das zumindest regional „als Test“ auch auf die Nachrichten ausgedehnt. [cg]
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