
Zum 100-jährigen Geburtstag der TV-Legende Hans Rosenthal widmet das ZDF dem „Dalli Dalli“-Quizmaster ein sehenswertes Biopic mit Einfühlungsvermögen.
Hans Rosenthal gehört ohne Frage zu den großen Legenden des deutschen Fernsehens und Hörfunks. Besonders die Hitshow „Dalli Dalli“, die von 1971 bis 1986 im ZDF ein Millionenpublikum erreichte, hat ihn zum TV-Liebling der Deutschen gemacht. Spätere Wiederbelebungsversuche der Sendung ohne Rosenthal konnten nie an die alten Erfolge anknüpfen. Der gebürtige Berliner verstarb 1987 im Alter von 61 Jahren in Folge eines Magenkrebs-Tumors.
Am 2. April 2025 wäre Hans Rosenthal 100 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass hat das ZDF einen sehenswerten Fernsehfilm gedreht. Das Biopic mit dem schlichten Titel „Rosenthal“ ist ab dem kommenden Samstag (22. März) in der ZDF-Mediathek abrufbar. Die lineare Erstausstrahlung erfolgt am 7. April um 20.15 Uhr im ZDF.
„Zwei Leben in Deutschland“
Der Film orientiert sich an der 1980 veröffentlichten Autobiographie „Zwei Leben in Deutschland“. In diesem Buch schildert Hans Rosenthal nicht nur seinen privaten und beruflichen Werdegang, sondern machte damit auch erstmals seine jüdische Herkunft öffentlich zum Thema. In seiner Jugend musste er sich während des Zweiten Weltkriegs vor den Nazis verstecken, um nicht deportiert zu werden. Viele seiner Familienangehörigen fielen dem Holocaust zum Opfer, darunter auch sein kleiner Bruder Gert.
Das brandneue Biopic beweist bei diesen Themen viel Einfühlungsvermögen und nimmt nicht zuletzt auch eine kritische Haltung gegenüber der damaligen ZDF-Leitung ein, denn diese hatte Hans Rosenthal am 9. November 1978 zum 40. Jahrestag der Reichsprogromnacht untersagt, die 75. Jubiliäumssendung von „Dalli Dalli“, die am selben Tag geplant war, zu verschieben. Als Direktoriumsmitglied des jüdischen Zentralrats konnte Rosenthal also nicht an der Gedenkfeier zu den Novemberprogromen teilnehmen, ohne seinen Vertrag mit dem ZDF zu brechen.
Er musste stattdessen im TV auf gute Laune machen, obwohl die 40. Gedenkveranstaltung zur Reichsprogromnacht einen historischen Wendepunkt markierte, denn mit Helmut Schmidt hielt dabei erstmals der Bundeskanzler eine öffentliche Rede im Fernsehen. Der „Rosenthal“-Film stellt diese Ereignisse im Jahr 1978 in den Fokus, zeigt aber auch immer wieder Rückblicke in die traumatische Jugend Hans Rosenthals während des Nazi-Regimes.
Eine klare Empfehlung
Mit Hauptdarsteller Florian Lukas („Good Bye, Lenin“) wurde eine sehr treffende Besetzung gefunden. Lukas sieht Hans Rosenthal zwar nicht wirklich ähnlich, aber das macht er mit seinem nuancierten und verständigen Spiel problemlos wieder wett. Er zeigt Hans Rosenthal als einen Mann, der als Person der Öffentlichkeit nahezu immer die Fassade wahrt, sein Bühnenlächeln und seinen Showmaster-Charme überall hin mitnimmt. Genauso lässt Lukas aber mit gelungenem Understatement immer wieder durchscheinen, dass diese Fassade nur die Oberfläche des Eisbergs ist. Mit kleinen, aber effektiven schauspielerischen Mitteln zeigt er, welche tiefsitzenden Wunden hinter dieser Scheinwelt verborgen liegen.
Auch das Zeitkolorit der Helmut-Schmidt-Ära ist stilsicher umgesetzt. Ausstattung, Kostüme, Requisiten, Sets: Alles atmet und schwitzt die 1970er aus allen Poren. Dementsprechend rauchen die Leute hier auch überall wie die Schlote. Neben Lukas bringt ebenso das restliche Schauspielensemble die Gepflogenheiten und Befindlichkeiten sowie die Biederkeit und den Konservatismus der 1970er glaubwürdig auf die Leinwand, aber hält sich auch mit einseitigen Verurteilungen zurück.
Schön ist an diesem Film daher vor allem, dass hier keine unnötigen Dramatisierungen stattfinden, sondern ein meist ruhiger und sehr nahbarer Ton gewahrt wird. „Rosenthal“ ist damit tatsächlich ein lohnenswertes Stück deutsche TV-Geschichte geworden, das auch auf der persönlichen und emotionalen Ebene zu berühren vermag und daher in vielerlei Hinsicht eine Empfehlung wert ist.
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