Einmal im Jahr ermitteln die „Rosenheim-Cops“ in Spielfilmlänge. Im Fokus diesmal: ein selbst ernannter „Holzbaron“ und sein toter Sohn.
Kommissar Anton Stadler hat natürlich den richtigen Riecher: „Ich fress‘ doch oan Besen, wenn da kei‘ Frau dahintersteckt.“ Dass Sven Hansen – sein Hochdeutsch sprechender Ermittler-Kollege mit Segel-Affinität – nach 15 Jahren in Oberbayern plötzlich einen traditionellen Janker trägt, das kann kein Zufall sein.
Die Assimilation des „Rosenheim-Cops“ wird daher im neuen Winterspecial „Totholz“ auch ausgeschlachtet: Hansen wird quasi einmal durchs gesamte Revier geschickt, so dass alle einen Kommentar zum neuen Look abgeben können. Und von seinem Teampartner bekommt er noch einen fachkundigen Rat fürs Eintragen: „Ein Janker muss reifen wie sein Besitzer.“ Das ZDF zeigt die Episode in Spielfilmlänge am Mittwoch (20.15 Uhr).
Schauspieler auch kein Janker-Fan
Das Unbehagen mit der neuen Jackenmode musste Hansen-Darsteller Igor Jeftić gar nicht groß spielen: „Er war dem Janker gegenüber genauso skeptisch, wie ich es wäre“, sagte der Schauspieler der Deutschen Presse-Agentur. Doch während der Kommissar stets im Anzug erscheint, ist auch das nicht so wirklich Jeftićs Ding: „Ich wollte nie einen Anzug-Job. Jetzt hab‘ ich einen.“ Privat trage er das nicht. „Sonst würde ich ja sofort erkannt.“
Wie in der Serie üblich, deren neue Folgen regulär dienstagabends laufen, spielt das Private im Alltag des Präsidiums auch in der alljährlichen Winter-Sonderausgabe eine nicht unwesentliche Rolle. Hauptamtlich gilt es jedoch, den Mord an einem Waldbesitzer und Holzhändler aufzuklären, der auf seinem Hochsitz erschossen wurde.
„Es geht um den Ruf der Familie und unseren guten Namen“
Der hatte vor seinem gewaltsamen Tod nicht nur im Clinch mit einem anderen Waldbesitzer gelegen wegen Borkenkäfern und hatte Probleme mit dem Besitzer einer Edeltischlerei gehabt. Auch im Familienunternehmen kriselt es, weil das Opfer und sein Bruder uneins waren, wie sie die Geschäfte ihres Vaters – einem selbst ernannten „Holzbaron“ – fortführen.
Der Alte wiederum will das Ruder wieder übernehmen, „damit ab jetzt nichts mehr schiefgeht“. Seinen Rückzug aus dem Betrieb betrachtet er spätestens da als Fehler, als er an einem komplett gerodeten Hang steht. Dem noch lebenden Sohn rät er: „Sag‘ nichts, was uns in Schwierigkeiten bringt. Es geht um den Ruf der Familie und unseren guten Namen.“
Im Vergleich zu den 45-minütigen Serienfolgen ist die Arbeit für das Winterspecial laut Jeftić etwas anderes, weil zwei bis drei Wochen nur diese eine Geschichte gedreht wird. Im Gegensatz dazu würden im Sommer über längere Zeiträume vier bis sechs Episoden quer durcheinander gedreht. „Man bleibt bei der Sache und weiß immer, wer wer ist.“ Auch seien die Dreharbeiten etwas aufwendiger, etwa mit Kranfahrten.
Die „Rosenheim-Cops“ erreichen ein Millionen-Publikum
Die Darsteller hätten derweil viele Freiräume, ihre Figuren zu gestalten, sagt der Schauspieler, der am Ausstrahlungstag des Winterspecials 53 Jahre alt wird. Zum Beispiel könne er neue Spleens für Hansen entwickeln oder alte weglassen. So habe der Kommissar anfangs immer wieder nachfragen müssen, weil er bairische Begriffe oder Redewendungen nicht verstand, oder bei Außenterminen auf dem Land ständig nach Fliegen geschlagen.
„Das steht alles nicht im Drehbuch“, sagte Jeftić. Das Skript sei eher ein Fahrplan, der am Set von den verschiedenen Gewerken angereichert werde. „Und wenn man noch zusätzliche Anregungen hat, kann man sie einbringen.“ Damit könne man auch die anderen Kolleginnen und Kollegen wie Dieter Fischer alias Kommissar Stadler überraschen, der dann wiederum darauf reagieren müsse. So entstünden immer neue Dynamiken am Set.
Die Fans danken es. Die „Rosenheim-Cops“ erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit und haben ein Millionen-Publikum. Das liegt auch an zentralen Figuren wie Polizeipräsident Gert Achtziger (Alexander Duda), Sekretärin Miriam Stockl (Marisa Burger) und Polizist Michi Mohr (Max Müller), die natürlich auch beim Winterspecial nicht fehlen dürfen.
Selbst wenn Jeftić im Alltag ohne Anzug und manchmal mit Mütze nach eigenen Angaben nicht so oft erkannt wird, sprechen ihn doch immer mal wieder Leute an. „Ich kriege viel Feedback.“ Meist sei es positiv. „Und ich bin immer wieder baff über den Erfolg.“
Text: dpa/ Redaktion: JN