Latein soll eine tote Sprache sein? Von wegen – nun kommt schon die zweite Fernsehserie binnen kurzer Zeit heraus, in der die Akteure auf Latein sprechen. „Romulus“ ist ein bluttriefendes Actionabenteuer über die Anfänge Roms.
Wer Fremdsprachenkenntnisse auch beim Fernsehgucken nutzen will, hat dank Internet die große Auswahl. Ob Sprachen aus Europa, Asien oder Afrika: die Tonspur lässt sich beim Streaming auf ganz verschiedene Versionen ändern. Sky Italia und der deutsche Rechtenehmer Magenta TV erweitern das Spektrum nun um die Antike.
Die historisch angehauchte Actionserie „Romulus“ läuft auf Latein, inklusive deutscher Untertitel und Synchronfassung. Im Herbst hatte Netflix mit «Barbaren» bereits eine Serie auf den Markt gebracht, die in Teilen auf Latein ist, nun sind die Dialoge komplett in der Sprache. Ab Neujahr ist die Serie auf Magenta TV abrufbar.
Zehnteiler über das frühe Rom
Der Zehnteiler ist ein Ausflug in das achte Jahrhundert vor Christus, frei angelehnt an die Legende der Brüder Romulus und Remus, die zu den Gründern Roms wurden. Regisseur Enrico Maria Artale hat bereits Übung in der Materie, 2019 kam seine Romulus-und-Remus-Geschichte als „Il primo re““ (Der erste König) in Spielfilmlänge heraus. Produzent Marco Chimenz war zuvor für Mafiaserien wie „Suburra“ oder „ZeroZeroZero“ verantwortlich.
Zu Beginn des Zehnteilers kommt ein König zu Fall, weil er angeblich nicht mehr die Gunst der Götter hat und ihm eine Dürre angelastet wird. Dessen Enkelsöhne sollen den Thron besteigen, doch ihr Onkel will die Regentschaft selbst übernehmen. Es folgen ein Kampf und eine Flucht – und schließlich die Aussicht auf Rache. Solche Geschichten hat man im TV schon oft gesehen. Ein zunächst parallel verlaufender Handlungsstrang soll Würze in die doch eher fade Suppe bringen – eine Gruppe von Sklaven muss sich im Wald beweisen und dort überleben.
Eine gute Kostümshow, einfache Charaktere
Die Serienmacher setzen auf die Faszination einer archaisch-einfachen Welt. Holzschnittartig einfach sind auch die Figuren: Es gibt eine edle Jungfrau im Dienste einer Göttin, die mit dem Königssohn zumindest in Gedanken eine Liaison anfängt – die beiden schmachten sich vergeblich an. Der tumbe alte König verkennt die Gefahr der Dürre, er fällt der Deutung einer Seherin zum Opfer. Und wer eine Knochenkette um den Hals trägt und finster guckt, führt nur selten Gutes im Schilde.
Einfach ist auch das Setting, das den Zuschauer nicht gerade einlädt zu einer authentischen prähistorischen Zeitreise – das Ganze wirkt doch eher wie eine gute Kostümshow im Freilichtmuseum. Warum die Frauen makellos geschminkt und gut gestylt sind und die spärlichen Klamotten der Menschen aussehen wie frisch in der Maschine gewaschen, ist verwunderlich. Kurzum: „Romulus“ eignet sich zur gedankenarmen Ablenkung. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.
Auch mit Latinum schwer zu verstehen
Und was sagen Lateinlehrer dazu? Hartmut Loos, Vorsitzender des Deutschen Altphilologenverbandes, findet es gut, wenn die lateinische Sprache einem großen Publikum nahegebracht und somit auch für junge Leute präsenter wird. „Latein ist die Mutter vieler Sprachen und die Grundlage unserer gesamten Kultur“, so Loos.
Wer ein Latinum in der Tasche hat, sollte allerdings nicht zu viel erwarten. Denn die eigentlich simplen Dialoge sind mitunter schwer zu verstehen – viele Zuschauer dürften wohl schnell auf die deutsche Fassung umstellen oder sich auf die deutschen Untertitel konzentrieren.
Wie in der Antike Latein ausgesprochen wurde, ist übrigens nicht klar. Es gibt zwar seit 1956 eine allgemein festgelegte internationale Aussprache des Lateinischen. „Forschungen haben ergeben, dass die Römer wohl so oder so ähnlich gesprochen haben“, erklärt Oberstudiendirektor Loos. „Aber genau weiß man das nicht.“
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