Rolf Seelmann-Eggebert: Zwischen Adel und Afrika

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Er ist der Adelsexperte der ARD. Seit mittlerweile 30 Jahren reist Rolf Seelmann-Eggebert für den Sender um die Welt und berichtet als Fachmann von allen wichtigen Ereignissen rund um die gekrönten Häupter. Am 5. Februar feiert er seinen 75. Geburtstag.

Keine royale Eheschließung hat Seelmann-Eggebert in den letzten drei Jahrzehnten verpasst. Ganz gleich ob Kate und William, Máxima und Willem-Alexander, Victoria und Daniel oder gar die märchengleiche Traumhochzeit von Charles und Diana 1981 – Seelmann-Eggebert war immer dabei. Seine Kontinuität macht ihn für Viele zu dem Adelsexperten schlechthin und viele Zuschauer können sich eine Übertragung ohne die fachkundigen Kommentare des gebürtigen Berliners auch gar nicht mehr vorstellen. Die Fans dürfte es daher freuen, das Seelmann-Eggebert auch mit 75 noch nicht ans Aufhören denkt.

„Für mich gilt eine Ehe gar nicht als ordentlich geschlossen, wenn Rolf Seelmann-Eggebert nicht mit dabei war“, sagte mal der frühere ARD-Programmdirektor Günter Struve über den in Hamburg lebenden Journalisten. Seelmann-Eggebert ist ein Phänomen in der hiesigen Fernsehlandschaft – seine sonore Stimme ist vielen Royal-Fans vertraut und auch jenen, die nur manchmal bei Märchenhochzeiten dazu werden. „Wenn ich Rolf nicht mehr sehen kann, schalte ich diese Geschichten nicht mehr ein“, sagt der Ex-„heute-journal“-Moderator Wolf von Lojewski über seinen Vorgänger im Londoner ARD-Büro.

1978 ging Seelmann-Eggebert für knapp vier Jahre als TV-Korrespondent und Studioleiter in die britischen Hauptstadt – im Reich der Queen wurden die Weichen für seine späteren Erfolge als Adels-Experte gestellt. In dem Magazin „Rund um Big Ben“ nahm er die Briten unterhaltsam unter die Lupe. Später machte ihn seine elfteilige Reihe „Königshäuser“ bei vielen Deutschen bekannt. Gemeinsam mit dem Regisseur Istvan Bury lieferte Seelmann-Eggebert Innenansichten aus Europas Schlössern.

Er, Träger des Ordens „Commander of the British Empire (CBE)“, relativiert seine Nähe zum Adel stets: „Wenn ich mit einem König auf dem Sofa sitze, dann glauben alle, ich sei nah dran. Aber das täuscht“ („Berliner Zeitung“). Doch viele halten ihn für den Königshausexperten schlechthin. Und hat seine distinguierte Art nicht schon selbst etwas Blaublütiges? Der Klapperstorch müsse sich damals verflogen haben und habe nicht in Berlin, sondern in einer englischen Grafschaft landen wollen, meint Lojewski in dem Film „Ein Abend für Rolf Seelmann-Eggebert“.

Die frühere Londoner ARD-Korrespondentin Hanni Hüsch berichtet in dem 90-minütigen Streifen, den das NDR Fernsehen am Samstag (21.45 Uhr) zeigt, von gemeinsamen Dreharbeiten. „Er sitzt in der Kutsche, als sei er da hineingeboren“, sagt Hüsch, in deren Familie Seelmann-Eggebert nur „Sir Rolf“ heiße. Und Entertainer Joachim „Blacky“ Fuchsberger spricht über die „vornehme Erscheinung dieses Mannes“. Fuchsberger: „Da setzt meine Kritik am Königshaus ein: Der müsste längst geadelt sein!“ Das NDR Fernsehen hat am Samstag für seinen einstigen Programmdirektor einen ganzen Abend reserviert.

Mit Englands Thronfolger Prinz Charles, Schwedens Königin Silvia und all den anderen Adeligen lieferte der „Königsfritze“, wie er sich selbstironisch nennt, seither immer wieder neue TV-Reihen ab. Doch jenseits von Glanz und Reichtum macht der Journalist bis heute auf Armut und Hunger in der Dritten Welt aufmerksam. Auch wenn seine eigene Zeit dort schon lange zurückliegt: Von 1968 bis 1976 arbeitete er als ARD-Reporter in Afrika. „Vor allem die Diskrepanz zwischen dem unglaublichen Reichtum, Wohlstand und Zivilisation in einem Land wie Deutschland und den erbärmlichen, menschenunwürdigen Zuständen in Afrika, holt mich immer wieder ein“, sagte er mal.

Auch ein weniger glanzvolles Ereignis während seiner Zeit als Fernsehprogrammdirektor gehört zu seiner Laufbahn: der NDR wiederholte zum Jahreswechsel 1986/1987 in der ARD die Neujahrsansprache des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl vom Vorjahr. Auch daran erinnert der Film, der sonst aber insgesamt „viel zu schön“ sei, wie Seelmann-Eggebert nach der ersten Vorführung sagte. „Ja, die Schokoladenseiten sind da“, meinte er, aber er sei auch in der Lage, „ein paar dunklere Seiten zu präsentieren“.

Das Erfolgsrezept seiner Popularität ist aus seiner Sicht ganz einfach: „Same place, same face“. „Wenn du 30 Jahre Königshäuser machst, dann ist das so ähnlich wie wenn du den alten Mantel im Winter rausholst, weil es draußen kalt geworden ist, und du weißt, der hält dich sicher warm.“ Dem Fernsehen will er solange erhalten bleiben, solange es auch ihn will. In diesem und im nächsten Jahr stehen jedenfalls schon zwei wichtige Termine in den Kalendern der Königshäuser – und natürlich auch in seinem: das 60. Thronjubiläum von Elizabeth II. im Juni 2012 und der 70. Geburtstag von Schwedens Königin Silvia im Dezember 2013.Starportrait – Archiv
[Dorit Koch/fm]

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