An diesem Sonntag (4. März) geht das Ermittler-Team vom „Tatort“ aus Stuttgart zum zehnten Mal auf Verbrecherjagd. Richy Müller, der erneut in die Rolle des Kommissar Lannert schlüpft, spricht im Interview über die Freundschaft zu seinem Kollegen und gelegentlich nötige Eingriffe ins Drehbuch.
In der Regel hält sich das Team vom Stuttgarter Tatort an die Drehbücher, die ihnen die Autoren vorlegen. Doch nicht immer ist das gelieferte Material wirklich rund, dann greift auch Darsteller Richy Müller schon mal ins Drehbuch ein. So würde Kommissar Thorsten Lannert beispielsweise niemals den Ausdruck „cool“ in den Mund nehmen. Da sind kleine Korrekturen durchaus nötig. Ein so umfassendes Mitspracherecht wie die Kollegen aus Saarbrücken wolle der Schauspieler aber keineswegs.
Das Verhältnis zwischen Lannert und Bootz war ja zu Beginn eher distanziert – wie hat sich das Ihrer Meinung nach über die letzten zehn Folgen entwickelt?
Richy Müller: Wenn man jemanden kennenlernt, ist das ja im Film ähnlich wie im wahren Leben: Mit Felix Klare hab ich mich über die letzten zehn Folgen nach und nach angefreundet, man weiß immer mehr übereinander, und so gibt es dann auch immer wieder Momente der Vertrautheit. Wenn man, wie bei uns, zweimal im Jahr fünf Wochen zusammen ist, dann führt man irgendwann auch automatisch Gespräche über Familie, Kinder und Persönliches. Und ähnlich ist das mit Lannert und Bootz: Im neuen Tatort zum Beispiel hat Lannert Bootz gegenüber einen richtigen Beschützerinstinkt.
Vor kurzem hat das Saarbrücker „Tatort“-Team das Handtuch geworfen. Der Grund war insbesondere die Einschätzung der Darsteller, zu wenig Mitspracherecht bei Drehbuch und Handlung zu haben und das nicht mehr vertreten zu können. Welchen Einfluss machen Sie da geltend?
Müller: Also ich muss ehrlich sagen, ich will gar nicht die Verantwortung haben für so ein Drehbuch. Wichtig ist mir immer, dass meiner Figur sozusagen Geschichten geschrieben werden. Der Autor muss zwar eine gute Kriminalgeschichte erzählen, darf aber nie den Fokus auf die beiden Charaktere verlieren, das ist der Dreh- und Angelpunkt, deswegen schalten die Leute ein.
Wir intervenieren natürlich auch, wenn mal eine Wendung unlogisch ist, oder wenn sprachlich was nicht passt. Thorsten Lannert würde zum Beispiel nie das Wort ‚cool‘ in den Mund nehmen. Im Großen und Ganzen aber steht das Buch, wenn wir es zu Gesicht bekommen, und wir ändern nichts mehr Grundlegendes.
Was halten Sie denn grundsätzlich von Dialekt im „Tatort“?
Müller: Naja, es stört mich zwar nicht, aber ich muss es auch nicht haben. Zum Beispiel der Ludwigshafener Spurensucher, der immer voll loslegt von wegen, ‚Do, hajo, iech hebs jo gsehe!‘ – man kann ja einen Singsang reinbringen, aber so richtig dialektmäßig draufdrücken, das interessiert niemanden, keinen Hamburger, das ist dann eher hinderlich.
Es gibt zwar Leute, die schwören auf Dialekt im Stuttgarter Tatort, aber meistens hören wir, dass die Leute froh sind, dass Stuttgart als Stadt gezeigt wird, die Weltniveau hat, ein großer Schmelztiegel vieler Nationalitäten – ich weiß nicht, ob es dann nötig ist, dass die Kommissare Dialekt sprechen.
Vielen Dank für das Gespräch.INTERVIEWs im Überblick
[Interview: Stephanie Geißler/fm]
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