
Köln – Es sollte eine ganz normale Kaffeefahrt ins Münsterland werden. Für den erfahrenen Busfahrer Andreas Rinker (51) eine absolute Routine-Tour bis kurz vor dem Ziel sein Bus plötzlich in einem Flammeninferno aufging, das 20 von insgesamt 33 Reisegästen mit in den Tod riss.
Jetzt spricht Andreas Rinker erstmals nach den Ereignissen auf der A2 in einem
„Extra“-Interview im TV: „Da war absolute Ruhe im Bus, bis eine Frau plötzlich ‚Feuer, Feuer, Feuer‘ gerufen hat. Als ich dann in den Spiegel geschaut habe, habe ich schon die Flammen hinten am Ausgang gesehen.
Und dann bin ich sofort rechts ran gefahren. Das dauerte ein paar Sekunden, bis der Bus dann stand. Ich habe dann direkt die Türen geöffnet und bin mit den Leuten raus, die vorne saßen. Die standen da schon sprungbereit im Mittelgang, weil die hatten ja alle Angst.“
Während der Busfahrer noch geistesgegenwärtig seinen Passagieren hilft, breitet sich in sekundenschnelle eine Feuerwalze im gesamten Bus aus: „Innerhalb von zwei Minuten war der Bus so voll mit Qualm und Feuer, dass man im hinteren Teil nichts mehr sehen konnte – absolut tot. Alles dunkel, da war nichts mehr. Ich habe noch zur hinteren Tür geschaut, ob da einer rauskommt, aber da war außer Flammen nichts mehr zu sehen. Auf der Treppe lagen noch Menschen, der Bus hat ja drei-vier Stufen, da lagen noch welche schwer verletzt drauf. Die haben wir dann noch raus gezogen.“
Die enorme Wucht des Feuers beschreibt Andreas Rinker wie folgt: „Die Flammen schlugen aus dem Bus. Die Scheiben sind ja direkt geplatzt, weil es so heiß war da drinnen. Das müssen über 1000 Grad gewesen sein. Die Flammen kamen sogar oben aus dem Dach raus. In den Bus konnte keiner mehr rein, allein schon wegen der Gase. Die Schallschutzwand hat auch gebrannt, obwohl die vier bis fünf Meter vom Bus entfernt war. Das ging alles ganz schnell. Wenn wir vielleicht ein oder zwei Minuten länger gefahren wären, weil ich nicht so schnell hätte rechts ran fahren können, wäre es vielleicht für alle zu spät gewesen.“
Auf Hilfe von anderen Verkehrsteilnehmern warteten der Busfahrer und die Verletzten aber vergebens. „Ich bin dann auf die Autobahn gesprungen, habe mit den Händen gewedelt, aber es ist niemand stehen geblieben – kein PKW oder LKW hat angehalten zu der Zeit. Ich musste noch zur Seite springen, sonst hätten sie mich noch umgefahren. Man ist schon enttäuscht, dass keiner hilft. Man ist doch eigentlich verpflichtet dazu zu helfen. Das müsste normal bestraftwerden, dass man nicht stehen bleibt.“
Andreas Rinker gelang es noch,das Fenster auf der Fahrerseite einzuschlagen und sein Handy zu ergreifen, um selbst Hilfe zu rufen.
Die „Extra“-Reportage am morgigen Montag, 22.15 Uhr, rekonstruiert mit Hilfe des Busfahrers Andreas Rinker noch einmal im Detail die unglaublichen Ereignisse der Katastrophennacht vom 4. November.
Sie beleuchtet aber auch kritisch, wie es um die so dringend notwendige Hilfe von Mitmenschen in einer solchen Ausnahmesituation auf deutschen Straßen bestellt ist. [mg]
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