Der Free-TV-Sender Sat.1 Gold soll Tennis mit Hilfe von TV-Übertragungen wieder populärer machen. Für den Davis Cup habe der Kanal die perfekte Zielgruppe, wie „ran“-Sportchef Alexander Rösner im Interview erklärte.
Fernseh-Premiere für den Davis Cup: Erstmals überträgt der TV-Sender Sat.1 Gold das Relegationsmatch von Deutschland gegen Brasilien in Neu-Ulm. Der Mini-Sender aus der ProSiebenSat.1-Gruppe ist wenig bekannt, nach Ansicht von „ran“-Sportchef Alexander Rösner aber die richtige Plattform.
Warum zeigen Sie Tennis und speziell den Davis-Cup nicht bei Sat.1? Der Sender ist doch deutlich bekannter als Sat.1 Gold.
Alexander Rösner: Grundsätzlich sind Tennis und Davis Cup im Speziellen derzeit kaum in der Lage, die Zuschauererwartungen in Sat.1 zu erfüllen. Über Jahre hinweg hat die Sportart bei keinem großen Sender stattgefunden. Deswegen wäre es jetzt auch fatal, sofort dort zu starten. Unser Ziel ist es, Tennis wieder aufzubauen und populärer zu machen. Sat.1 Gold hat tatsächlich die Zielgruppe, von der wir meinen, dass sie eins zu eins zum Tennis-Publikum passt.
Wie sieht denn die Zielgruppe aus?
Rösner: Sat.1 Gold hat die relevante Zielgruppe der 40 bis 64 Jahre alten Frauen – das gilt übrigens auch für die älteren Herren. Sie haben alle die goldene Ära mit Boris Becker, Michael Stich und Steffi Graf mitbekommen. Das ist die Zielgruppe, die erstens Tennis noch regelmäßig guckt und zweitens aktiv praktiziert. Dementsprechend hat Tennis dort eine hohe Popularität und passt aus unserer Sicht am besten zu diesem Sender aus unserer Gruppe. Tennis muss erst wieder hip werden – deswegen auch unsere verstärkten Aktivitäten im Bereich Online/Mobile und WTA.
Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?
Rösner: Aus meiner Zeit als Chefredakteur und Programmchef bei Sport1 haben wir gelernt, dass Tennis zwar auf ein Grundinteresse stößt, dass die Sportart aber für junge Männer nicht mehr so zielgruppentreffend war wie gewünscht. Deshalb fangen wir bei der Gruppe an, die den Tennis-Sport noch zu schätzen weiß.
Und bei einem Mini-Sender?
Rösner: Ein kleinerer Sender kann mit den Unwägbarkeiten bei Tennis-Übertragungen einfacher umgehen. Ein Spiel kann ja auch mal länger dauern als im Programm geplant. Wir haben bei Sat.1 Gold die Möglichkeit, das gesamte Wochenende unter die Überschrift Davis Cup zu stellen.
Der Finaleinzug von Sabine Lisicki in Wimbledon hat Tennis kurzzeitig ins Interesse des TV-Publikums gerückt. Das sah bei den US Open anders aus. Nach der ersten Woche waren alle Deutschen draußen.
Rösner: Man muss das realistisch betrachten und sich fragen, wo steht die Sportart gerade und welche Quotenerfolge sind zu erwarten. Unser Ansatz ist es, dem Tennis-Publikum regelmäßig Übertragungen auf ran.de und bei Sat.1 Gold zu liefern. Daher auch die WTA-Serie der Damen. Bei Lisicki war die Diskussion groß, warum das Finale nicht im Free-TV zu sehen war. Man kann aber im Erfolgsfall nicht nur die Rosinen herauspicken, sondern muss dafür auch über den Rest des Turniers berichten.
Vielen Dank für das Gespräch.[dpa/fm]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com