Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Italiens RAI hat massive Einnahmeprobleme. Durch die roten Zahlen wächst die Gefahr von Stellenstreichungen. Am Ende droht gar die Privatisierung des Staatssenders.
Wie die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ am Montag berichtete, wird das Defizit der TV-Anstalt bis Ende 2010 auf über 120 Millionen Euro wachsen. Das liege vier Millionen über den bisherigen Prognosen. Das schlechte Ergebnis ist auf zu hohe Ausgaben und auf schwach wachsende Werbeeinnahmen zurückzuführen. Die RAI konnte gegenüber dem Krisenjahr 2009 lediglich vier Prozent mehr Werbeeinnahmen verbuchen. Gegenüber Oktober 2009 wurde sogar ein Rückgang gemeldet. Ganz anders dagegen die private Konkurrenz. Der unter der Kontrolle von Premierministers Silvio Berlusconi stehende Medienkonzern Mediaset konnte seine Werbeeinnahmen um acht Prozent erhöhen.
Experten befürchten, dass das Defizit der RAI bis 2012 auf 600 Millionen Euro anwachsen könnte. Angesichts dieser Lage sucht die RAI-Führung ihr Glück im Auslagern von Bereichen. Damit will das Unternehmen bis zu 1 000 Stellen einsparen. Angesichts der prekären Situation wächst in Rom der Ruf nach einer zumindest teilweisen Privatisierung des staatlichen Senders. Die RAI ist mit einem Umsatz von 3,2 Milliarden Euro, 24 Fernsehsendern, neun Radiosendern und knapp 10 000 Beschäftigten der größte europäische Rundfunkkonzern.
Die Rechtsfraktion im italienischen Parlament fordert, bis nächstes Jahr die RAI zu privatisieren. Das brächte dem Staat bis zu vier Milliarden Euro, so die Privatisierungsbefürworter. „Die RAI muss privatisiert werden, ihr droht ansonsten ein Ende wie Alitalia“, begründete der Abgeordnete Italo Bocchino den Gesetzentwurf. Mit der Privatisierung der RAI würde für die Italiener die jährliche Fernsehgebühr in Höhe von 102 Euro wegfallen. Private Konzerne, die die RAI übernehmen wollen, müssen sich laut dem Entwurf verpflichten, Sendungen über Bildung und Kultur sowie Informationsprogramme auszustrahlen. [mw]
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