Raab: „Der größte Wahn liegt in den Köpfen der Journalisten“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Die Kritik an Stefan Raabs Vermarktungsstrategie für den diesjährigen Eurovision Song Contest ist zuletzt lauter geworden. Der Entertainer schlägt in einem Interview zurück und verteidigt die Titelverteidigung von Lena Meyer-Landrut.

In Oslo hatte Stefan Raabs Zögling Lena Meyer-Landrut den Eurovision Song Contest 2010 für sich entschieden. Die „Mission Titelverteidigung“ ruft nun, nicht zuletzt aufgrund der schwachen Quoten der Vorentscheide auf Pro Sieben, Kritiker auf den Plan. In einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ vom Freitag, stellte Raab überrascht fest, dass die Medien sich nicht nur plötzlich für den ESC interessierten, sondern so täten, als handele es sich dabei um Politik.
 
„Der größte Wahn liegt in den Köpfen der Journalisten“, meinte der Entertainer. Die rationale Wahrnehmung der schreibenden Zunft stoße im Fall der 19-jährigen Abiturientin aus Hannover offensichtlich an ihre Grenzen. Es finde nur noch emotionale Wahrnehmung statt. Dabei sei das alles nur Unterhaltung. „Das ist Entertainment und nichts mehr.“

Knallhart rechnete der Pro-Sieben-Moderator mit seinen Kritikern ab. Die ARD sei auf ihn zugekommen und habe ihn gebeten, einen neuen Kandidaten zu stellen. Die ESC-Landschaft habe vor Lena einem Ödland geglichen. „Nach 2004 gab es nur die Auswahl zwischen drei Künstlern. Sie hatten also die Wahl zwischen Pest und Cholera“, sagte Raab im Interview. In dem Jahr vor Lena habe der Zuschauer nicht mal diese Wahlmöglichkeit gehabt. „Diktatorisch“ sei bestimmt worden, wer zum ESC fahre. „Da haben Sie die Pest, die Cholera und die Syphilis frei Haus bekommen.“
 
Im Vorfeld zu Lenas Sieg habe es ebenfalls Kritik gehagelt. Am Ende sei diese Kritik vergessen und nur noch der Sieg interessant gewesen. Darüber hinaus wäre die Entscheidung zur Titelverteidigung kein emotionaler Schnellschuss gewesen. Schon Wochen vor dem Sieg habe Raab mit Lena darüber gesprochen, was sie im Falle eines Triumphs in Oslo tun wolle. Lena selbst habe die Entscheidung für die Titelverteidigung getroffen.
 
Der Entertainer resümierte in dem „SZ“-Interview, er selbst habe Meyer-Landrut gewarnt, erneut anzutreten, wenn das nicht der Höhepunkt ihrer Karriere gewesen sein solle. Am Ende würden sie „entweder den eigenen Erfolg durch eine haushohe Niederlage pulverisieren oder wir gewinnen noch mal und pulverisieren den ersten Erfolg durch den zweiten.“
 
Das Argument man solle aufhören, wenn es am schönsten ist, unterstreiche lediglich, worauf die meisten Menschen im Leben Wert legten: Ruhm. Dieser bringe einen im Leben aber nichts ein. Raab habe Lena die Möglichkeit geben wollen, sich als Künstlerin zu etablieren und nicht als One-Hit-Wonderin die Geschichte einzugehen. Zumindest hier zeichnet sich ein Erfolg ab: Lena sei die erste Casting-Künstlerin, die es geschafft habe, mit dem zweiten Album in Folge Nummer eins der deutschen Charts zu erreichen (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
 
Stefan Raab betonte, dass sich die ARD in jeder Phase gegen eine weitereZusammenarbeit hätte entscheiden können. Er besitze nicht einmal einen unterschriebenen Vertrag mit der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt. In diesem Jahr hätten die Verantwortlichen einfach gesagt, das Publikum entscheide über den Song,nicht über den Künstler. Es sei ja auch nirgendwo gesetzlich festgehalten, dass die Zuschauer entscheiden dürften, wer zum europäischen Songwettbewerb fahre.
 
„Das ist ja, als würde Jogi Löw per Tele-Voting entscheiden, wer in der Nationalmannschaft spielt. Wenn ich Trainer für die Sing-Nationalmannschaft bin, übernehme ich die Verantwortung, für die Niederlage, aber auch beim Sieg“, postulierte Raab abschließend. [js]

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  1. AW: Raab: "Der größte Wahn liegt in den Köpfen der Journalisten" Sie schreiben missverständlich: „Der Entertainer resümierte in dem "SZ"-Interview, er selbst habe Meyer-Landrut gewarnt, erneut anzutreten, wenn das nicht der Höhepunkt ihrer Karriere gewesen sein solle. Am Ende würden sie "entweder den eigenen Erfolg durch eine haushohe Niederlage pulverisieren oder wir gewinnen noch mal und pulverisieren den ersten Erfolg durch den zweiten."“ Das klingt, als wäre nicht Raab sondern Lena für die riskante Entscheidung verantwortlich, zumal dieser Absatz auf den Satz folgt: „Lena selbst habe die Entscheidung für die Titelverteidigung getroffen.“ Liest man jedoch in der SZ nach, dann ist der betreffende Absatz dort klar und deutlich formuliert: Raab: „Ich habe zu Lena gesagt: Wenn das nicht der Höhepunkt deiner Karriere gewesen sein soll, dann müssen wir noch mal antreten und entweder den eigenen Erfolg durch eine haushohe Niederlage pulverisieren oder wir gewinnen noch mal und pulverisieren den ersten Erfolg durch den zweiten."
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