Das NDR-Format „STRG_F“ erhebt schwere Fake-Vorwürfe gegen die ProSieben-Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf und ihre Produktionen. Jetzt äußerte sich der Privatsender dazu.
Laiendarsteller in Einspielfilmen: Eine intensive Recherche der Redaktion des Polit-Magazins „Panorama“ für das NDR-Format „STRG_F“ deckte den umfangreichen Einsatz von Laienschauspielern in den Einspielfilmen von Joko und Klaas auf. Das sei laut ProSieben allerdings kein Geheimnis. Auf Twitter verwies der Privatsender zu seiner Stellungnahme. Darüber spalten sich allerdings die Meinungen der Zuschauer.
Der ProSieben-Sprecher Christoph Körfer kritisiert die Recherchemethoden des Magazins „STRG_F“ scharf und unterstellt dem zu Funk gehörenden Format, es seien „massiv Beteiligte und Unbeteiligte unter Druck gesetzt (worden). Es wurde wohl mit der Frage ‚Kennst du jemanden, der Florida hasst?‘ gearbeitet.“ Zudem verteidigte sich der Privatsender gegen Vorwürfe einer fehlenden Stellungnahme – ProSieben habe bereits gemeinschaftlich mit der Produktionsfirma Florida Entertainment – die eigene Produktionsfirma von Joko und Klaas – auf 53 Fragen geantwortet und deshalb darauf verzichte, vier nahezu deckungsgleiche Fragen an ProSieben noch einmal zu beantworten.
Satire und ein offenes Geheimnis
Der Einsatz von Laiendarstellern in Einspielfilmen für Sendungen wie „Late Night Berlin“ sei laut ProSieben kein Geheimnis. Im Gegenteil, es würden neben spontanen Passanten ab und an ganz offen und öffentlich Teilnehmer gesucht, um sicherzustellen, dass ausreichend Protagonisten zur Verfügung stehen, die bereit sind, sich filmen zu lassen. Angeblich wissen sie nicht, was redaktionell für sie vorbereitet wird.
Wie „echt“ die Einspielfilme tatsächlich auf die Zuschauer wirken, beweist der Einspielfilm „Fahrraddiebstahl“ aus „Late Night Berlin“ – mit dem Beitrag sollte auf humoristische Weise auf das Thema „Fahrraddiebstahl“ aufmerksam gemacht werden. Das funktionierte sogar zu gut, denn trotz übertriebener Darstellung mit Feuerartisten und Kirchenchor griff die Polizei den Fall auf. Den Mehrfachdreh einer Szene erklärte Prosieben noch produktionstechnisch, doch die Verpixelung des „Diebs“ soll wohl eindeutig echt zu wirken – so sehen zumindest einige Zuschauer, die sich in sozialen Netzwerken zur Sache äußern. Auf Twitter gehen die Meinungen dazu und zu anderen angeblich „echten Szenarien“ stark auseinander:
Die Abwehrreaktion des Senders infolge der Fake-Vorwürfe will wohl sagen: Wir machen doch kein Geheimnis daraus, dass hier gescripted wird. Leicht absurd mag die Schutzbehauptung durchaus manchen erscheinen, die sich dazu ermahnt fühlen, bloß keine Ansprüche bezüglich ehrlicher journalistischer Arbeit an Formate anzulegen, die sich in einer Grauzone zwischen Unterhaltung, Satire und Undercover-Recherche befinden. Alles nur Spaß mit Ansage – und doch zeigt sich: Die Ansprüche des Publikums an ProSieben und seine Formate sind streckenweise wohl teils deutlich höher als die eigenen Ansprüche seitens des Senders. Enttäuschung mag da an einigen Stellen beim Publikum auftreten – was durchaus sein Gutes hat. Schließlich muss man sich so nicht mehr getäuscht fühlen.
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