[Portrait] Nonne kämpft im Sudan als Rundfunkchefin für Freiheit

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Schwester Cecilia kam als Missionarin in den Sudan. Seit fünf Jahren leitet die mexikanische Ordensschwester eine der größten Radiostationen im Süden des afrikanischen Landes. Sie will auch Analphabeten und Slumbewohnern eine Stimme geben.

Wenn es nach diesem oder jenem Regierungsvertreter ginge, sollte sich Schwester Cecilia hinter ihrem Mikrofon auf Rosenkranzandachten und fromme Lieder beschränken. Doch da haben sie die Rechnung ohne die temperamentvolle Nonne des Comboni-Ordens gemacht. Die gebürtige Mexikanerin ist Direktorin von Radio Bakhita, der größten und wichtigsten Station des katholischen Radionetzwerkes im Südsudan.

„Natürlich beten wir auch, aber doch nicht nur!“, lacht die Nonne, die seit zwölf Jahren im Südsudan lebt. „Vor allem müssen wir aber eine Stimme für die Menschen sein. Bei uns geht es um Gesundheit, um Frauenrechte, um die Preise auf dem Markt – um alle Fragen, die im Alltag eine Rolle spielen.“

Die Zahl der Analphabeten im Südsudan ist hoch. Vor allem viele Frauen hatten nie Gelegenheit, zur Schule zu gehen. Rundfunkprogramme sind für sie eine Möglichkeit zu lernen, wie sie ihre Familie gesund ernähren, worauf sie bei Schwangerschaft und Geburt achten sollten, aber auch, welche Rechte sie haben.

Seit 2006 ist Radio Bakhita auf Sendung – erst aus einem Container, inzwischen mit festem Gebäude und Rundfunkstudios, aus denen wöchentlich etwa 40 Stunden Programm ausgestrahlt werden. Hörersendungen, bei denen auf Probleme und Missstände hingewiesen wird, gibt es jeden Tag.Kampf gegen die journalistische Freiheit – kein Pressegesetz

 
Als Radio Bakhita vor kurzem über den Abbruch einer Armensiedlung berichtete, in der auch einer der Wachleute des Senders lebte, war nach Ansicht der Behörden wieder einmal eine Grenze überschritten worden. „Sie drohten mit Schließung, weil wir unser Mandat überschritten hätten“, sagt Schwester Cecilia, die statt eines Ordensgewands einen Rock und eine bestickte Bauernbluse trägt.

Um ihren Hals hängt an einer bunten afrikanischen Perlenkette ein schlichtes Holzkreuz. „Aber alles, was die Gemeinschaft betrifft, ist auch unsere Sache. Hier werden Menschen mittellos weggejagt, die seit 20 Jahren in der Siedlung lebten, und die kein anderes Zuhause kennen.“

Ein Journalist der in Juba erscheinenden Zeitung „The Citizen“ war sogar zusammengeschlagen worden, als er über den Abbruch der Siedlung recherchierte. Oliver Modi vom Verband der südsudanesischen Journalisten nennt die Fälle versuchter Einschüchterung von Journalisten besorgniserregend. Ein Pressegesetz gibt es im Südsudan, der am 9. Juli ein unabhängiger Staat wird, bisher nicht.Radiosender soll ethnische Konflikte schlichten

 
An der Vorbereitung auf den neuen Staat will sich auch Radio Bakhita beteiligen. „Viele Menschen hier im Südsudan denken, sie wachen am 9. Juli auf und befinden sich im Paradies“, meint Schwester Cecilia kopfschüttelnd. „Aber wir haben noch einen langen Weg vor uns“.

Die Jahre des Bürgerkriegs hätten viel Bitterkeit gebracht, sagt die Mittdreißigerin, die sich inzwischen selbst schon als halbe Sudanesin fühlt. „Früher ging es um Süd gegen Nord. Nun müssen wir erst ein Staat mit einer eigenen Identität werden“.

In den Diskussionssendungen von Radio Bakhita, die in Englisch, Arabisch und den wichtigsten örtlichen Sprachen ausgestrahlt werden, geht es daher auch immer wieder um die Überwindung der ethnischen Konflikte, die Lösung von Landstreitigkeiten, die Eingliederung von Rückkehrern aus dem Norden. „Letztendlich ist doch am wichtigsten, dass wir eine Zukunft in Frieden haben“, betont Schwester Cecilia. „Konflikte gab es hier viel zu lange“.
 
DIGITAL FERNSEHEN portraitiert an dieser Stelle regelmäßig interessante Persönlichkeiten aus der Medien- und Technikbranche.PORTRAITs im Überblick
[Eva Krafczyk]

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