Er war zwölf Jahre ZDF-Chefredakteur, brachte Formate wie „Frontal 21“ und „Berlin direkt“ auf den Sender. Die Zuschauer kennen Klaus Bresser als Moderator der Sendungen „heute journal“ und „Was nun, …?“. Der Profi für politische Fragen wird 75 Jahre alt.
Seine Zeit als ZDF-Chefredakteur und „heute journal“-Moderator ist zwar schon seit einigen Jahren vorbei – kritische Fragen an Politiker stellt Klaus Bresser dennoch nach wie vor. Für die „Stiftung Zukunft Berlin“ fühlt er zum Beispiel den Spitzenkandidaten für die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus bei öffentlichen Diskussionen auf den Zahn. Der gebürtige Berliner pendelt zusammen mit seiner Frau Evelyn zwischen Wiesbaden und der Hauptstadt. Ihm sei es wichtig, weiterhin dicht dran zu sein am politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Geschehen, sagt Bresser, der am 22. Juli seinen 75. Geburtstag feiert.
Rund 17 Jahre leitete Bresser die ZDF-Sendung „Was nun, …?“, bei der Politiker von zwei Journalisten befragt werden. Ein Interview, das er gemeinsam mit dem künftigen ZDF-Intendanten Thomas Bellut leitete, ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben: „Als im Dezember 1999 der Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl zu Gast war, hat er erstmals zugegeben, mehr als zwei Millionen Mark an der Parteikasse vorbeigeleitet zu haben“, erinnert sich Bresser. Danach habe die CDU-Spendenaffäre erst so richtig Fahrt aufgenommen.
„Das ist das schönste Geburtstagsgeschenk, mitzuerleben, dass langjährige, enge Mitarbeiter was werden im deutschen Fernsehen“, sagt Bresser. Wie etwa zwei seiner persönlichen Referenten: Peter Frey ist heute ZDF-Chefredakteur, Bettina Schausten leitet das Hauptstadtstudio in Berlin.Mitbegründer von „Monitor“ und „heute journal“
„Ich hätte nie etwas anderes werden können als Journalist“, erzählt Bresser. Schon im Alter von zwölf Jahren fertigt er für Verwandte und Bekannte seiner Eltern die Wochenzeitung „Der Kurier“ an, mit 15 schreibt er seine ersten Artikel für Tageszeitungen. Nach einem Volontariat beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ und einem Germanistik-Studium wird er mit 26 Chefreporter der Zeitung.
1964 wechselt Bresser zum Westdeutschen Rundfunk (WDR), hebt die Sendung „Monitor“ mit aus der Taufe und entwickelt später das „Tagesthema“, den Vorläufer der heutigen „Tagesthemen“. 1978 geht er zum ZDF, gründet gemeinsam mit Dieter Kronzucker das „heute journal“, wird Moderator und später Leiter des Magazins. Von 1988 an ist Bresser für zwölf Jahre Chefredakteur, auf seine Initiative gehen Sendungen wie das „Morgenmagazin“, „Frontal 21“, „Berlin direkt“ und „Maybrit Illner“ zurück.Fanbrief: Bresser bleibt länger wach als der Herr Papa
Im April 2000 endet Bressers Amtszeit als ZDF-Chefredakteur, er bleibt jedoch zunächst Moderator bei „Was nun, …?“. Zwei Jahre später wechselt er zum Privatsender n-tv und übernimmt die Interviewsendung „Talk in Berlin“ von Erich Böhme, bei der er bis Ende November 2003 die Fragen stellt.
„Unabhängige Journalisten sind für die Demokratie unverzichtbar“, betont Bresser. Dass der von Parteien beherrschte ZDF-Verwaltungsrat die Ablösung seines Nachfolgers Nikolaus Brender erzwungen habe, sei ein dreister Eingriff in die Freiheit des Mediums gewesen. Journalisten dürften nicht aufhören, für die Unabhängigkeit zu kämpfen. Bressers Erfahrung: „Je tiefer man sich bückt, umso leichter kann man getreten werden.“
Abseits der großen Politik gebe es aber auch kleine, nette Erlebnisse, etwa mit Zuschauern. Nach einer seiner Moderationen des „heute journals“ habe er mal einen Brief von einem Elfjährigen bekommen, erzählt Bresser, der selbst einen Sohn aus erster Ehe hat. Der kleine Fan bat darin um ein Autogramm für seine Mutter. Der Junge schrieb dazu: „Toll an Ihnen findet meine Mutter, dass Sie abends um zehn noch wach sind, während mein Vater längst schläft“.
DIGITAL FERNSEHEN portraitiert an dieser Stelle regelmäßig interessante Persönlichkeiten aus der Medien- und Technikbranche.PORTRAITs im Überblick
[Andrea Löbbecke]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com