ZDF-Moderator Jörg Pilawa hat sich für eine sachliche Beurteilung der RTL-2-Sendung „Tatort Internet“ ausgesprochen. Eine solche Sendung könne man sicher besser machen aber das Format befördere die Diskussion um Tabu-Themen.
Pilawa sagte der „Osnabrücker Zeitung“ am Dienstag, er finde es nicht falsch, dass eine solche Sendung laufe. „Dadurch ist eine Diskussion losgetreten worden, die früher immer hinter vorgehaltener Hand geführt wurde. Man kann vor dem Problem Internet weder weglaufen noch die Augen verschließen.“ Fest steht für Pilawa: Wenn jemand pädophile Neigungen hat, ist das Internet die ideale Plattform, um sich dort zu Hause zu fühlen. „Aufzuzeigen, dass es so etwas gibt, kann ich nicht so verurteilen, wie es viele jetzt tun. Die Frage ist, wie reißerisch und voyeuristisch so etwas aufbereitet wird.“
Pilawa sieht aber vor allem die Eltern in der Pflicht: Viele Eltern stellten sich dem Problem nicht, weil sie beim Thema Internet ihren Kindern gar nicht gewachsen seien. „Gerade deshalb aber haben wir als Eltern die Pflicht, Verantwortung zu übernehmen und uns damit zu beschäftigen. Das Internet ist ohne Frage ein Segen, wenn man es geschickt einsetzt. Es kann aber auch ein Fluch sein“, so Pilawa.
Der TV-Moderator plädierte in diesem Zusammenhang auch für mehr Konsequenz bei der Erziehung. Er habe als Kind auch nur die Sendungen gesehen, die seine Eltern erlaubt hätten. Und die hätte man dann gemeinsam gesehen. Beim internet halte er es mit seinen Kindern genauso. „Mein Ältester ist jetzt dreizehn, und natürlich chattet er schon mit Freunden. Und ich gucke mir genau an, welche Profile er eingibt und welche Fotos er einstellt.“
Es sei sicher leichter zu sagen „Geh mal auf dein Zimmer und mach das mal“ als die Konfrontation zu suchen und zu sagen „Ich will aber wissen, was du da machst“. „Genau das aber müssen wir Eltern tun, wir müssen in den Ring steigen und das mit unseren Kindern ausfechten. Sie in diesem World Wide Web allein zu lassen, das geht nicht.“ Viele machten es sich zu leicht, indem sie immer nach dem Staat rufen. Pilawa: „Viel wichtiger aber ist es, im Kleinen anzufangen, und das ist innerhalb der eigenen vier Wände. Die Eltern müssen gucken, was ihre Kinder machen, diese Verantwortung kann niemand dem Staat übertragen“.
Pilawa setzt sich seit einigen Jahren fürMedienerziehung von Kindern ein. Im September machte der dreifacheFamilienvater auf ARD und ZDF Werbung für den „Schau hin!-Medienpass“, derpraktische Unterstützung, Orientierung und Sicherheit imaltersgerechten Umgang mit elektronischen Medien geben soll (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). [mw]
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