Düsseldorf – Pünktlich zu Weihnachten steht bei vielen Kindern die Bitte um einen eigenen Fernseher auf dem Wunschzettel. Pädagogen warnen allerdings vor dem TV-Gerät im Kinderzimmer.
Alle Jahre wieder: Der eigene Fernseher rangiert neben Computer und PC-Spielen sowie Handys ganz oben auf der Wunschliste vieler Kinder zum Weihnachtsfest. Stehen das Gerät aber erst einmal in den Kinderzimmern, ist die Flimmerkiste aus dem Alltag der Kinder nicht mehr wegzudenken.
Jeden Morgen das gleiche Spiel: Die fünfjährige Hannah rutscht am Frühstückstisch unruhig hin und her. „Gleich kommt Barney, das musst Du unbedingt aufnehmen“, sagt die Kleine zu ihrer Mutter. Während Hannah nämlich in den Kindergarten geht, begeistert der lila Dino Barney täglich zur besten Frühstückszeit auf SuperRTL seine treuen jungen Fans. Und wenn es nach Hannah ginge, würde sie erst nach der Sendung in die Betreuungseinrichtung gehen. Allmählich wird es ihrer Mutter zuviel: „Ist das noch normal ? Wir können doch nicht unseren Tagesablauf nach dem Fernsehprogramm richten!“
Wenn es nach den Kindern ginge, flimmere die Fernsehkiste nämlich fast den ganzen Tag lang. „Fernsehen ist für viele Kinder bereits im Vorschulalter ein überaus attraktives Vergnügen“, schreibt Hans Eirich vom Online-Familienhandbuch (www.familienhandbuch.de). Dabei können Eltern selbst etwas gegen den Fernsehkonsum ihrer Kinder tun, denn in der Regel spielen Kinder viel lieber mit Mutter oder Vater als allein vor der Kiste zu hocken.
Und manchmal hilft es, wenn klare Regeln aufgestellt werden, wann und wie lange geguckt wird. Doch wer kontrolliert das, wenn der Fernseher im Kinderzimmer platziert wurde? Experten raten deshalb dazu, den Konsum so lange wie möglich unter Kontrolle zu halten und die Geräte aus den Kinderzimmern fern zu halten.
„Jedes Kind ist anders und sieht anders fern“, meint Maya Götz vom Internationalen Institut für das Jugend- und Bildungsfernsehen. Deshalb müssen die Eltern ihr Kind sehr genau beobachten. Kinder können durch das Fernsehen durchaus auch lernen. „Wir Erwachsenen wissen doch auch viel durch bestimmte Sendungen oder erfahren vieles nur aus der Zeitung“, sagt Götz.
Medienverhalten, das heißt der richtige Umgang mit den Medien, kann erlernt werden. Der Grundstein dafür wird nach Expertenmeinung sehr früh im unmittelbaren Umfeld gelegt. In Haushalten, in denen den ganzen Tag der Fernseher flimmert, werden die Kinder nicht lernen, dass man das Gerät auch wieder ausschalten kann. Eine Dauerberieselung, zum Teil mit wenig kindgerechten Sendungen, ist die Folge.
Denn erst im Alter von acht Jahren können Kinder langsam zwischen Realität und Fiktion unterscheiden, weiß der Medienpädagoge Gottfried Kühnel von der Gesamthochschule Duisburg-Essen. Er hält es für besonders wichtig, dass Eltern deshalb Medienkompetenz erlangen. „Es kann nicht jeder wissen, was einzelne Fernsehsendungen bei Kindern bewirken können.“
Um Medienkompetenz geht es auch bei der Kampagne „Schau hin“ vom Bundesfamilienministerium, die unter anderem von Fernsehsendern und der Programmzeitschrift „Hörzu“ unterstützt wird. Eine Internet-Präsenz mit zahlreichen Tipps für Eltern, aber auch sinnvollen Programmhinweisen findet der Surfer beispielsweise unter www.schau-hin.info. Schnell wird dem Leser darauf klar, dass es auf keinen Fall darum geht, das Fernsehen komplett zu verbieten, sondern gezielter auszusuchen.
Der lila Dinosaurier Barney sei zum Beispiel ein solches sinnvolles Programmformat, erklärt Götz, bei dem Kinder im Vorschulalter sinnvolle Verhaltensweisen via Mattscheibe erlernen können. Barney ist von einer ehemaligen Lehrerin in den USA erschaffen worden. Regelmäßig arbeiten mehrere Pädagogen an den einzelnen Episoden und gestalten sie so, dass jede Sendung viele kleine Lern-Momente enthält. [fp]
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