In einer Art Kreativwettbewerb zwischen verschiedenen Teams werden beim ORF neue Formatideen entwickelt. Aufgepeppt werden soll so zunächst der Vorabend auf dem Sender ORF1.
Die deutschen Konkurrenten und hier vor allem ProSieben, RTL und Sat.1, „haben ein ungleich höheres Budget“, sagte ORF-Direktorin Kathrin Zechner in einem Interview mit der österreichischen Presseagentur APA, dass der ORF am Freitag veröffentlichte. Zudem bänden die deutschen Sender ihr Publikum „ab spätestens Mittag mit einem absolut verlässlichen Programm-Flow“. Zu diesen Ergebnissen kommt die TV-Direktorin nachdem sie die Sender in einer sogenannten Konkurrenzbeobachtung analysiert hat.
Diese guten Voraussetzungen, die ProSieben, RTL und Sat.1 bieten, könnte der ORF aber nicht schaffen. So könne der österreichische Rundfunk ein kontinuierliches Programm am Nachmittag aufgrund von unregelmäßigen Sportereignissen und Parallelprogrammierungen von Koproduktionen gar nicht bieten.
Daher wolle Zechner anders vorgehen und das ORF-Programm von Herbst 2012 bis Juni 2014 in vier Etappen neu aufstellen. Auf Platz1 der Prioritätenliste stünde der ORF1 Vorabend, der „eine unverwechselbare Handschrift tragen, eigenproduziert und österreichisch“ sein soll, so die Direktorin.
Um das bestmögliche Programm zu bekommen, hat Zechner einen Kreativ-Wettbewerb eingeläutet, bei dem hauseigene sowie externe Teams neue Ideen für verschiedene Formatgenres – von einer Daily-Soap über Reality-Formate, Doku-Soaps, Infotainment bis hin zur Information – entwickeln.
„Wir legen den Fokus dabei auf zwei Punkte: Nur die besten Ideen dürfen überleben und sie müssen leistbar sein“, sagte Zechner. Sicher werde man mehr entwickeln und pilotieren, als im Endeffekt on Air gehen wird, „aber es geht darum, mit den besten Teams die besten Konzepte zu entwickeln und danach auszuwählen“.
Auch die Landesstudios werden von Zechner für ORF1 in die Pflicht genommen: Entwickelt werde von ihnen eine „Live-Strecke“. „Ich will den Landesstudios ermöglichen, zusätzlich zu ORF2 auch im jungen ORF1 regelmäßig ihre Top-Info-Kompetenz zu zeigen“, so Zechner.
Auch wenn ein Kreativprozess grundsätzlich im Zeitablauf schwer steuerbar sei, hofft Zechner, dass diese Phase bis Ende Mai, Anfang Juni abgeschlossen sein wird, so dass sie dann „mit der Finanzdirektion abrechnen“ kann und die neuen Formate im September, Oktober oder November on Air gehen können.
Kathrin Zechners Motto lautet: „Wo auch immer ich finanzieren kann, ist eigenproduziertes neues Programm dran.“ Neuerungen gibt es diesbezüglich nicht nur auf ORF1. Zechner plant etwa auch für den Donnerstagabend auf ORF2 eine neue eigenproduzierte Fiktion-Serie, allerdings mit der Einschränkung, dass man sich das „sicher nicht durchgehend leisten kann“ Zunächst ist dieser Sendeplatz aber dank des Nachlasses von Wolfgang Lorenz gesichert. Ab Herbst soll hier „Paul Kemp – Der Mediator“ mit Harald Krassnitzer ausgestrahlt werden. [su]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com