Olympia-Highlight: ARD-Pferdeflüsterer Sostmeier

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Olympia
© Chaay_tee/stock.adobe.com

Was bleibt von Olympia in Erinnerung? In Tokio schlug die Stunde der Randsportarten und die ihrer Reporter. Dabei polarisiert ein Kommentator der ARD wie kaum ein anderer – und erwischt auch schon mal die völlig falschen Worte.

Nicht jeder findet solche Formulierungen wirklich gelungen. „Wie gerne würde ich doch einmal Dalera oder auch ihre Reiterin zum Tanz auffordern, so einladend war ihre Vorstellung“, sagte Carsten Sostmeier beim olympischen Gold-Ritt von Jessica von Bredow-Werndl in Tokio. Oder: „Eine gegenseitige Liebeserklärung zwischen der Reiterin und ihrem Pferd.“ Diese Wortwahl mag mancher als übertrieben ansehen – aber kaum ein Reporter hat in diesen Tagen so viel Lob erhalten wie Carsten Sostmeier. Hier geht es zu seinem eigenen Youtube-Kanal.

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Sostmeier ist die „Stimme des Reitsports“

Der 61 Jahre alte ARD-Mitarbeiter ist für viele ein Kult-Kommentator. Von professionellen TV-Kritikern und von Twitter-Nutzern wird er derzeit als „Pferdeflüsterer“ gefeiert. Etwa wenn er solche Sätze säuselnd zum Besten gibt: „Du musst es durch dein Gesäß und deine Schenkel fühlen und durch deine Hände führen.“

Sostmeier, der sich selbst auf seiner Internetseite als „Stimme des Reitsports“ bezeichnet, neigt aber auch schon mal dazu, sich verbal zu vergaloppieren. Er polarisiert mit seiner Pferd-Poesie. Seine Kommentierungen sind oft ein „Ritt auf der Rasierklinge“, wie er es selber zuweilen nennt.

Derzeit genießt er das überwiegende Lob. „Ich freue mich natürlich sehr über positive Kritik“, sagte der ARD-Reitsportfachmann der Deutschen Presse-Agentur. „Aber ich verliere nicht die Bodenhaftung“, fügte er an: „Auch weil ich mich erinnern kann, wie schnell einem der Himmel auf den Kopf fallen kann.“

Bei Olympia in Rio noch fast rausgeflogen

Bei den Olympischen Spielen in Rio war Sostmeier nur knapp dem Rauswurf entgangen. Er hatte die Vielseitigkeitsreiterin Julia Krajewski bei ihrem Geländeritt als „Blondine“ und „Angsthase“ bezeichnet und von einem „braunen Strich in der Hose“ gesprochen – ein Eklat.

Die ARD hatte sich dafür entschuldigt und die Wortwahl als „völlig unangemessen“ bezeichnet (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Die Gleichstellungsbeauftragten und Frauenvertreterinnen der öffentlich-rechtlichen Sender hatten das als „respektlose Entgleisung“ kritisiert. Und Dennis Peiler sagte als Sportchef des Reit-Verbandes FN: „Das war unsportlich. Und es war beleidigend gegenüber Julia Krajewski.“

Es war nicht das erste Mal, dass Sostmeier für negative Schlagzeilen bei Olympia sorgte. In London musste der Reporter sich nach einem Satz („Seit 2008 wird zurückgeritten“) entschuldigen, der an den Ausspruch von Adolf Hitler in der Nacht zum 1. September 1939 vor dem deutschen Überfall auf Polen erinnerte („Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen“).

„Seit 2008 wird zurückgeritten“

Sostmeier kam beide Male glimpflich davon. Er darf weiter für das Erste bei Reitsport-Übertragungen kommentieren. Bei Olympischen Spielen erreicht der ehemalige Springreiter, der auch als Turniersprecher sein Geld verdient, so ein Millionenpublikum, das ihn überwiegend zu schätzen weiß.

„Die Ereignisse der Spiele 2012 und 2016 haben wir gemeinsam aufgearbeitet und das Ergebnis ist in diesen Tagen zu hören“, sagte ARD-Teamchef Gerd Gottlob der dpa. Er fügte an: „Wir freuen uns über das positive Feedback. Carsten Sostmeier ist ein Reporter der Extraklasse.“ Wie viele Sostmeier-Fans findet der Olympia-Teamchef des TV-Senders: „Stimme, Sprache, Fachkenntnis und Leidenschaft fügen sich zu einem wunderbaren Kommentar.“

Der „Pferdeflüsterer“ selber sagte zu dem Rio-Eklat: „Ich werde mir immer Vorwürfe machen.“ Am Sonntag sitzt Sostmeier nun in Mainz, wo die meisten Kommentatoren von ARD und ZDF wegen der Folgen der Corona-Pandemie derzeit arbeiten, hinter dem Mikrofon – wenn die in Rio mit Team-Silber dekorierte Krajewski erneut für das deutsche Team im Gelände reitet.

[Michael Rossmann]

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