Mit einem neuen Format parodiert Olli Dittrich ab Montag in der ARD das deutsche Frühstücksfernsehen. Im Interview sprach er darüber, warum es ausgerechnet die Morgensendungen getroffen hat und wie er sich in die Rollen hineinversetzt hat.
Humorist und Komiker Olli Dittrich („Dittsche“) tritt am Montag (6. Mai/23.30 Uhr) mit einer neuen Sendung in der ARD an. Der dreifache Grimme-Preisträger schlüpft im „Frühstücksfernsehen“, das vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) Köln zusammen mit Beckground TV aus Hamburg produziert wird, in neun verschiedene Rollen und präsentiert mit Cordula Stratmann als Co-Moderatorin eine Parodie auf die Frühprogramme der deutschen Fernsehlandschaft. Im Interview sprach er über die Eigenheiten der Morgenmagazine, die Rolle der Maskenbildner und sein eigenes Fernsehverhalten.
Herr Dittrich, am Montagabend sind Sie mit einer neuen Sendung „Frühstücksfernsehen“ in der ARD zu sehen. Was reizt Sie an dem Genre?
Olli Dittrich: Das Genre Frühstücksfernsehen bietet mit seinen unterschiedlichen Facetten einfach optimale Voraussetzungen für eine Parodie. In den typischen Reportagen geht es um Sport, Politik, Gesellschaft und Boulevard. Dazu kommen ein klassischer Nachrichtenblock, ein Expertengespräch im Studio und Moderatoren, die durch das Programm führen und alles zusammenhalten. Das bietet einfach sehr gute Vorlagen für viele Figuren und Geschichten. Unsere Sendung ist aber keine gezielte Parodie eines bestimmten Magazins, sondern eher der gesamten Szene. Es gibt ja mehrere Sender, die Morgenmagazine machen.
Was ist typisch Morgenmagazin?
Dittrich: Die Mischung aus investigativem Infotainment und der oft unglaublichen Heiterkeit der Moderatoren, am sehr frühen Morgen die Zuschauer mit lockeren Scherzen bei Laune zu halten.
Schalten Sie selbst morgens regelmäßig den Fernseher ein?
Dittrich: Normalerweise nicht – bei der Vorbereitung auf diese Sendung habe ich aber natürlich ab und zu mal reingeguckt. Unser „Frühstücksfernsehen“ widmet sich eher der Beobachtung des kolportierenden Fernsehens: Vieles ist vielleicht nicht mal eine Meldung, geschweige denn einen Beitrag wert, trotzdem findet es statt. Groß als Meldung oder Reportage im Programm, das ja täglich gefüllt werden muss. Und da fängt der Spaß an.
Sie schlüpfen im „Frühstücksfernsehen“ in neun verschiedene Rollen. Neben dem Moderator sieht man Sie auch als Fußballstar und Theaterregisseur. Welche Rolle spielt die Maske, welche Ihr Talent?
Dittrich: Um Authentizität und Glaubwürdigkeit der Figuren zu erreichen, ist es unbedingt wichtig, eine perfekte Maske herzustellen. Meine Haltung, mein Spiel müssen die gleiche Qualität haben, um die Maske dann auch auszufüllen. Hinzu kommt die Glaubwürdigkeit der Geschichte. Das ist ein Wechselspiel der Elemente, damit am Ende keine Clownsfigur, kein Klamauk herauskommt, sondern ein echter, glaubwürdiger Mensch mit einer relevanten Story. Nur so funktioniert doch die Täuschung. Und die brauchen wir, wenn wir – anders als zum Beispiel bei Sketchen in Comedyshows – mit der unterhaltsamen Manipulation des wahren Lebens operieren. Alles erfunden, könnte aber echt sein, darum geht’s. Man muss die Figuren in Drehpausen auf die Straße schicken können, ohne dass sie jemandem auffallen.
Sie haben im WDR-Studio des ARD-Morgenmagazins in Köln gedreht. Wie haben die Moderatoren dort auf Ihre Parodie reagiert?
Dittrich: Mir ist erzählt worden, dass sie natürlich interessiert und neugierig sind, aber ich kann sie beruhigen: Es war noch nie meine Sache, Leute vorzuführen oder gar lächerlich zu machen. Wir parodieren sowieso niemanden persönlich und gezielt, sondern das ganze Genre.
Morgenmagazin-Moderatoren holen manchmal ihre persönlichen Musikstars in die Sendung. Warum steht im „Frühstückfernsehen“ Bob Dylan auf der Bühne?
Dittrich: Ich finde das Element „kleinste Bühne der Welt“, wie es sie im echten Morgenmagazin der ARD gibt, sehr spannend. Das klingt doch mindestens nach Guinness Buch der Rekorde, nach etwas ganz Großartigem. In Wahrheit ist diese Bühne natürlich nur eine ganz kleine Rampe, weil das Studio einfach nicht mehr Platz hat. Dazu ein paar Laserlights, die großes Entertainment suggerieren. Dann noch im Hintergrund eine Bildwand, auf der atmosphärische, bedeutungsschwangere Bilder laufen, die in Wahrheit völlig belanglos sind. Diese Melange ist eine gute, sehr sehr komische Vorlage, um einen echten Weltstar, unter magerem Applaus der Moderatoren und ein paar Kameraleuten aus dem Off, auftreten zu lassen.
Vielen Dank für das Gespräch.Archiv
[Interview: Britta Kollenbroich/hjv]
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