Erstmals in der Geschichte der Fußball-Europameisterschaften haben die öffentlich-rechtlichen Sender die Senderechte für das Turnier verloren.
Der europäische Verband Uefa hat die Rechte für das Turnier 2008 in Österreich und der Schweiz an die Agentur Sportfive, also an einen Zwischenhändler vergeben, wie die Financial Times Deutschland berichtet. Minderheitseigner an der Agentur ist Europas größter TV-Konzern RTL Group.
„Das markiert einen Gezeitenwechsel für die Uefa und eine grundsätzliche Änderung unserer Strategie“, sagte Uefa-Chef Lars-Christer Olsson. Die Uefa erwarte Einnahmen von 600 Mio. Euro. „Wir haben der Uefa das Gefühl gegeben, dass sie mit uns deutlich höhere Einnahmen haben wird“, sagte Sportfive-Chef Philip Cordes der FTD.
Die Vergabe bedeutet einen Paukenschlag im internationalen Sportrechtegeschäft. Anders als viele nach der Pleite des Kirch-Konzerns erwartet hatten, ist sie ein Signal für steigende Preise – der Uefa-Chef sprach von einem Preisanstieg von 20 Prozent.
Um die Preise zu refinanzieren, muss Sportfive zahlreiche Spiele an Pay-TV-Sender verkaufen und den Rest möglichst auf mehrere Sender verteilen. Die Uefa schreibt vor, dass mindestens eine Begegnung täglich im Free-TV zu sehen ist. In Deutschland meldete Premiere-Chef Georg Kofler bereits Interesse an.
Trotz der Niederlage des Verbunds behalten ARD und ZDF die Chance, sich im nationalen Verfahren einen Teil des Turniers zu sichern. Doch das wird wahrscheinlich deutlich teurer als bisher. Wenn Sportfive die Erlöse maximieren will, muss die Firma versuchen, ein Wettbieten zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten zu inszenieren. [mg]
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