Ochsenknecht: Schlager sind inhaltliche Katastrophe [Interview]

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Uwe Ochsenknecht (55) hält sich schon seit Jahrzehnten im Showgeschäft, ist erfolgreicher Schauspieler und Sänger. In dem neuen ZDF-Film „Das große Comeback“, der an diesem Donnerstag (13. Oktober, 20.15 Uhr) gezeigt wird, spielt er den abgehalfterten Schlagerstar Hansi Haller.

Außer einer Handvoll Fans auf dem Land ist dem bedauernswerten Musiker nichts geblieben. Bei seinem verzweifelten Comeback-Versuch gerät Hansi in die Fänge von Andrea Sawatzki als skrupelloser Fernsehfrau. Im Interview in München spricht Ochsenknecht über sein Verhältnis zur Schlagermusik und die Sucht nach Erfolg.
 
Was hat Sie denn an der Rolle des Hansi Haller gereizt?
 
Uwe Ochsenknecht: So schräge Typen zu spielen, so deutliche Menschen, das ist natürlich immer spannend. Der ganze Film hat einen sehr überzogenen Stil – obwohl so überzogen wahrscheinlich auch wieder nicht, wenn man ihn mit der Schlager- und Medien-Realität vergleicht… In diesem Fall hat es mich gereizt, den Hansi so darzustellen, dass die Figur trotzdem glaubhaft ist und dass man mit ihm mitfühlt.
 
Der Film zeichnet also ein realistisches Bild von der Schlager- und Medienbranche?
 
Ochsenknecht: Ich kenne auch Journalisten wie die, die Andrea Sawatzki spielt und es ist ja ziemlich deutlich, um welchen Sender es da gehen könnte. Und es gibt genug Schlager-Leute, die so sind wie Hansi Haller. Gucken Sie sich doch den Musikantenstadl an. Das ist alles nicht so weit entfernt. Da hab ich auch schon solche Jacken und Perücken gesehen. Wenn man im Fernsehen oder im Kino die Dinge so zeigt, wie sie sind, dann sagen die Leute oft: Oh, das ist jetzt aber sehr weit hergeholt.

Haben Sie für Hansi ein Vorbild gehabt?
 
Ochsenknecht: Hunderte! Er ist eine Mischung aus vielen schrägen und tragischen Vögeln.
 
Haben Sie Verständnis für Menschen, die Schlagermusik mögen?
 
Ochsenknecht: Schlager macht viele, viele Menschen einfach glücklich und das ist schon ein Grund, dass diese Musik eine Daseinsberechtigung hat. Inhaltlich ist das aber natürlich oft eine Katastrophe. Selbst in einer Zeit, in der man gesehen hat, dass man mit deutscher Pop-Musik wirklich tolle Sachen machen kann, reiten die immer noch auf dem Sonnenuntergang rum, himmelblauen Augen und schwarzbraun ist die Haselnuss. Aber es soll ja jeder das hören, was ihn happy macht. Dieser Film soll sich nicht über Schlager-Fans lustig machen, sondern zeigen, wie es im Leben eines Schlager-Stars aussehen könnte. Es gibt da ja Sänger, die sich aus Verzweiflung aus dem Fenster gestürzt haben.
 
Können Sie sich komplett freisprechen von der Sucht nach Erfolg?
 
Ochsenknecht: Wenn die Leute mich fragen, ob mir der Rummel um meine Person auf die Nerven geht, dann sage ich immer: Viel schlimmer wäre es, wenn mich keiner mehr erkennt. Das wäre schon gewöhnungsbedürftig. Ich bemühe mich immer um Qualität in meiner Arbeit – manchmal gelingt es mir, manchmal nicht. Und wenn ich dann sehe, dass so Knalltüten unglaublich erfolgreich sind und damit Geld verdienen, dann ist das schon manchmal ärgerlich.
 
Wie haben Sie selbst gelernt, mit Ruhm, Medieninteresse und allem, was dazugehört, umzugehen?
 
Ochsenknecht: Wenn man in der Öffentlichkeit steht, ist auch immer mal das Spotlight auf Dir. Das ist so. Aber man kann mit den Medien auch ganz gut umgehen und man kann sie auch erziehen. Man muss ja nicht zu jedem Scheiß etwas sagen und man muss sich auch nicht gleich mit seiner neuen Freundin ans Fenster eines Szene-Lokals setzen. Man kann auch sagen: Lasst mich in Ruhe. Und wenn die Medien unverschämt werden, dann gibt es Anwälte.
 
Wie lange haben Sie gebraucht, um das steuern zu können?
 
Ochsenknecht: Das hat mir eigentlich von Anfang an Spaß gemacht und das hat auch ganz gut geklappt. Ich fand Paparazzi ja immer ganz spannend eigentlich. Wenn man im Restaurant sitzt und es auf einmal klick-klick-klick-klick macht. Ich seh‘ gut aus und selbst wenn man mich nackt am FKK-Strand fotografieren wollte, ginge es gerade noch – die nächsten drei, vier Jahre vielleicht noch. Wenn etwas geschrieben wird, das nicht stimmt, kann man sich wehren. Alles andere finde ich eigentlich eher lustig.
 
Haben Sie Ihren Jungs diese Herangehensweise auch beigebracht?
 
Ochsenknecht: Ich habe es vorgelebt und versucht, ihnen in Gesprächen beizubringen. Aber letztendlich ist es ihre Entscheidung, wie sie damit umgehen und sie müssten mittlerweile wissen, wie es funktioniert.
  
Vielen Dank für das Gespräch.
 
 
DIGITAL FERNSEHEN präsentiert Ihnen an dieser Stelle jeden Sonntag ein Star-Interview der Woche mit Prominenten aus Film und Fernsehen. Lesen Sie hier das Gespräch mit dem britischen“Mr. Bean“-Comedian Rowan Atkinson.INTERVIEWs im Überblick
[Interview: Britta Schultejans]

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8 Kommentare im Forum
  1. AW: Ochsenknecht: Schlager sind inhaltliche Katastrophe [Interview] Da mußte sich der Herr Ochsenknecht ja nicht sonderlich anstrengen. Seine eigenen Texte sind auch keinen Deut besser als die der Volksmusikanten. Aber das ist wohl alles Ansichtssache.
  2. AW: Ochsenknecht: Schlager sind inhaltliche Katastrophe [Interview] Ich muss ihm aber zustimmen - die Schlager der letzten Jahrzehnte sind in Sachen Text wirklich fast ausnahmslos furchtbar. Da gab es bis in die 80er m.E. viel mehr positive Ausnahmen, z.B ALBANY - Lyrics - International Lyrics Playground oder Paola - Der Teufel Und Der Junge Mann Lyrics
  3. AW: Ochsenknecht: Schlager sind inhaltliche Katastrophe [Interview] So mancher englischer Song ist weitaus inhaltsleerer, schaut man sich mal die deutsche Übersetzung an.
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