Thomas Gottschalks Tage bei „Wetten, dass..?“ sind gezählt. Im Dezember verabschiedet sich der Entertainer von der ZDF-Wettshow. Mehr als neun Millionen Zuschauer erlebten am Samstagabend noch einmal einen Abend mit dem Großen des deutschen Show-Geschäfts.
Es sollte Gottschalks Einstieg in den Ausstieg sein – doch am Ende wirkte alles wie eine Abschieds-Show: Mit einer gehörigen Portion Nostalgie hat das ZDF am Samstagabend Gottschalks drittletzten Auftritt als Moderator von „Wetten, dass..?“ zelebriert. Immer wieder streute die Regie kurze Rückblicke auf 30 Jahre „Wetten, dass..?“ ein, erinnerte an die besten Showacts (Michael Jackson 1995 und Take That 2011) und ließ sogar eine Klassik-Wette aus dem Jahr 1983 wieder aufleben.
Dabei sollte es nach Gottschalks Vorstellung gar keine Retrosendung werden. Und so ging er selbst auf seinen „Wetten, dass..?“-Ausstieg nur beiläufig ein. „Schön, dass Sie mich auf meiner Abschiedstournee begleiten“, begrüßte er sein Publikum. Er wolle das Ganze nicht zu sehr dramatisieren. „Es ist ja schließlich nicht meine Absicht, „Wetten, dass..?“ zu Grabe zu tragen“, sagte er. Die allerletzte Wettshow moderiert Gottschalk am 3. Dezember in Friedrichshafen – fast genau ein Jahr nach dem Wettunfall von Samuel Koch, der sich bei „Wetten, dass..?“ schwer verletzte.
Im Rennen um Quoten ging das Konzept auf: Die „Wetten, dass..?“-Showsahen im Schnitt 9,06 Millionen Menschen (29,1 Prozent), die RTL-Show“Das Supertalent“ mit kam im Schnitt auf 6,28 Millionen (20,0 Prozent). Späterkam dann doch etwas Nostalgie auf, als er auf der Gästecouch beim Blickin ein Familienalbum mit Altrocker Peter Maffay von früherengemeinsamen „Wetten, dass..?“-Auftritten schwärmte („Da sehen wir ja auswie Wachsfiguren“). Keiner war häufiger Gast bei „Wetten, dass..?“ wieMaffay – insgesamt 16 Mal.
Ansonsten genoss der aus Frankenstammende Entertainer seinen Heimvorteil vor Nürnberger Publikum undschlug schlagfertig den Bogen zu dem gerade in der Nachbarhalle zu Endegegangenen CSU-Parteitag. Dem in der ersten Reihe sitzendenCSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt rief Gottschalk zu: „Ich habegehört, Angela war auch da. Die hätte bei uns sicher mehr Beifallbekommen als bei Euch.“
Bei der Auswahl der Wettkandidatenhatten die „Wetten, dass..“-Macher in nicht allen Fällen ein glücklichesHändchen – im Fall des elfjährigen Hagen Brüggemann aber schon. Der ausHamm stammende Schüler eroberte die Herzen des Publikums mit seinemCharme im Sturm – und durfte dafür zum Dank später sogar noch auf derschon überfüllten Gästecouch Platz nehmen.
Der von seinenEltern mit dem Hardrock-Virus infizierte junge Westfale hatte sich inder ZDF-Show nicht nur als brillanter Kenner des Repertoires der“Hardrock-Opas“ von AC/DC erwiesen, sondern lieferte vor einemMillionenpublikum auch noch ein fetziges Gitarren-Solo ab. Seine Wette,bei der er AC/DC-Songs anhand 3-sekündiger Einspielungen erkennenmusste, gewann er souverän. Gottschalk kalauerte nach Hagens Auftritt:“Dich hätte ich meinem Nachfolger nicht gegönnt“.
Den Titeldes Wettkönigs heimste der 23-jährige Amadei Weiland ein. Zwar verlorer die in einem Mainzer Reitzentrum ausgetragene Außenwette knapp. DieBehändigkeit, in der er zu Fuß die bis zu 1,40 Meter hohen Hindernisseeines Pferdeparcours übersprang, machte ihn aber dennoch zumunangefochtenen Publikumsliebling. Im wahrsten Sonne des Wortes den Mundzu voll nahm der in 46-jährige Münchner Michael Erhardt. Der wollte 30Klimmzüge in drei Minuten schaffen – und dabei 30 Schaumküsse vertilgen.Irgendwann verließen ihn jedoch die Kräfte.
Seine Wettegewonnen hat hingegen Felix Heller, der mit seinem Spezialfahrrad einein Gegenrichtung laufende Rolltreppe in 40 Sekunden erklomm. NeueEinsichten bescherte Wettkandidat Kevin Varga dem Moderator; der 23Jahre alte Ansbacher Student konnte allein an den Schluckgeräuschenheraushören, wer von seinen 30 auf die Bühne gebetenen Freunde geradeein Glas Wasser lehrte.
Zu einer peinliche Panne kam esbeim Auftritt der bayerischen Kabarettistin Monika Gruber. Sie gerietbei ihrem kurzen Comedy-Auftritt ins Stocken, weil eine Tafel mit ihremeigens für die Show entworfenen Text hinter der Kamera nicht rechtzeitigbereitgehalten wurde.
Auf der Gästecouch nahmen nebenPeter Maffay noch der Komiker Michael „Bully“ Herbig und der britischeSchauspieler Rowan Atkinson („Mr. Bean“) Platz. Leicht verloren wirktedie etwas wortkarge englische Popmusikerin Jessie J. Sie hatte zuvor imgewagten, schwarzen Gothic-Look und derben Lederstiefeln ihren neuestenSong präsentiert. [Klaus Tscharnke]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com