Der heutige ARD-„Tatort“ heißt passend zur Weihnachtszeit „Mord unter Misteln“ und macht einen Ausflug ins England der 1920er Jahre.
Wer an traditionelle Krimis denkt, die das Genre in ihrem jeweiligen Land geprägt haben, der kommt in England an Agatha Christie nicht vorbei und in Deutschland nicht am „Tatort“. In einer ganz speziellen Feiertagsfolge aus München verschmelzen diese beiden Klassiker nun heute, am zweiten Weihnachtstag, um 20.15 Uhr im Ersten zu einer kuriosen, aber durchaus unterhaltsamen Mischung.
Denn Assistent Kalli (Ferdinand Hofer) hat die halbe Belegschaft inklusive Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) zum vorweihnachtlichen Beisammensein eingeladen. Dass es sich dabei um ein Krimi-Dinner handelt, erfahren die Kommissare erst, als sie schon da sind und es somit zu spät ist.
Und so müssen sie es sich wohl oder übel gefallen lassen, ins England des Jahres 1922 katapultiert zu werden und sich dort mit einer der wohl klischeehaftesten aller englischen Krimi-Fragen auseinanderzusetzen: Wer hat den Butler getötet?
Schauspieler Udo Wachtveitl kritisiert aktuelle Trends beim „Tatort“
Als einer der dienstältesten „Tatort“-Kommissare wendet sich Udo Wachtveitl (64) gegen zwei von ihm beobachtete Trends bei dem populären ARD-Sonntagskrimi. Zwei Dinge gingen ihm „gewaltig auf die Nerven“, sagte der Schauspieler, der seit 1991 im Münchner „Tatort“ Franz Leitmayr spielt, der Zeitschrift „TV Digital“ (9.12.).
„Da ist einmal der Hang zum Belehren, sozusagen der „Tatort“ als Volkserziehung qua Bildergeschichte. In diesen Filmen werden gesellschaftliche Themen nicht verhandelt, sondern es wird doziert – und die Charaktere sind ähnlich eng schematisiert wie beim Kasperletheater.“ Und dann gebe es noch „Trübsinnskitsch“.
„Tatort“ mal etwas unbeschwerter
Damit meint Wachtveitl: „Schlechte Laune als Qualitätsausweis, als Pose, gern bebildert mit entsättigten, dunklen Farben, der aber die Tiefe des klassischen Film Noir fehlt.“ Das Menschenbild sei „ebenso klischiert wie bei Rosamunde Pilcher – nur eben dunkel“. „Trübsinn wird hier mit Tiefsinn verwechselt.“
Der aktuelle Münchner „Tatort“ namens „Mord unter Misteln“ erlaubt sich heute, am zweiten Weihnachtsfeiertag, ein Experiment – „eine Hommage an Agatha Christie“. Wachtveitl betont dazu: „Dass wir – Redaktion, Autor, Regie und Schauspieler – uns nach über 90 Episoden mal so einen Spaß erlauben, ist völlig in Ordnung. Man muss allerdings aufpassen, dass der „Tatort“ insgesamt seinen Markenkern nicht verwässert. Das ausgewogene Verhältnis zwischen berechtigter Zuschauererwartung nach einer guten Krimigeschichte und Überraschung muss gewahrt bleiben.“
Bildquelle:
- Tatort Mord unter Misteln: ARD