Die zweitgrößte ARD-Anstalt bekommt einen neuen Chef. Eine Kandidatin aus Stuttgart und ein Kandidat aus Hamburg treten an. Wie es beim SWR zu dieser Vorauswahl kam, hat viel Kritik ausgelöst.
Wer wird neuer Intendant des Südwestrundfunks? Am Donnerstag (23. Mai) stehen in Stuttgart zwei Kandidaten zur Wahl: der Chefredakteur von ARD-aktuell, Kai Gniffke (58), und die SWR-Landessenderdirektorin Baden-Württemberg, Stefanie Schneider (57). Gut möglich, dass sich in den ersten beiden Wahlgängen noch keiner der beiden Bewerber durchsetzt. Der Rundfunk- und der Verwaltungsrat des Senders können dann erst sechs Wochen später einen neuen Anlauf nehmen.
Die Vorauswahl für die Nachfolge des SWR-Intendanten Peter Boudgoust war in den vergangenen Monaten auf viel Kritik gestoßen. Dass sich nur Schneider und Gniffke den SWR-Gremien vorstellen können, hatte eine Arbeitsgruppe vorgeschlagen; die Gremien stimmten dem im März zu. Kritiker monierten, auch andere der ursprünglich 15 Bewerber um die Intendantenstelle seien geeignet gewesen, darunter der NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz und der Leiter der SWR-Abteilung Multimediale Aktualität, Clemens Bratzler.
Boudgousts Vorgänger Peter Voß bezeichnete das Wahlverfahren im April in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ als „ein Armutszeugnis für die Gremien des Senders“: „Tüchtige, hoch angesehene Kollegen sind ohne Not vorgeführt und beschädigt worden – und der SWR gleich mit.“ Es dränge sich der Verdacht auf, „dass hier eine allein wahltaktisch motivierte, durchaus unheilige Allianz am Werkeln beziehungsweise Kungeln war und ist“.
Als Grund für die Beschränkung auf zwei Kandidaten verwies der Vorsitzende des SWR-Verwaltungsrats, Hans-Albert Stechl, auf das komplizierte Wahlverfahren. Der Staatsvertrag legt fest, dass am ersten Wahltag nur zwei Wahlgänge zulässig sind. Kommt dann keine Einigung zustande, ist eine sechswöchige Pause vorgeschrieben. Außerdem braucht ein Kandidat zunächst auch die Hälfte der Stimmen jeweils aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Denn der SWR ist der öffentlich-rechtliche Sender beider Länder.
Boudgoust leitet die zweitgrößte ARD-Anstalt seit 2007. Im vergangenen Dezember hatte der 64-Jährige angekündigt, seinen Posten Mitte 2019 vorzeitig abzugeben. Die beiden Aufsichtsgremien des Senders, Rundfunk- und Verwaltungsrat, haben zusammen 92 Mitglieder. Sie sind aus Vertretern der Gesellschaft, also von Verbänden, Vereinen, Parteien, Kirchen und Gewerkschaften zusammengesetzt. [dpa]
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