In München wird ein toter Mann entdeckt – in aller Öffentlichkeit. Der Leichenfund sorgt für Aufregung in einem Viertel, in dem sich alle zu kennen scheinen. Auch die Mordverdächtigen.
An einer Straßenlaterne im Münchner Stadtteil Schwabing wird ein toter Mann gefunden – wie an einen Marterpfahl gebunden. Es wirkt, als habe sein Mörder ihn der Öffentlichkeit präsentieren wollen. So beginnt der achte Fall aus der Krimireihe „München Mord“ mit dem Titel „Leben und Sterben in Schwabing“. Das ZDF zeigt ihn am heutigen Samstag um 20.15 Uhr. Den Toten, Armin Riester (Leo Reisinger), mochte im Viertel wohl niemand – er galt als Miethai, der mehrere Häuser geerbt und die Mieter aus ihren Wohnungen vertrieben hat.
Weil das in der Regel existenzielle Folgen für sie hatte, waren sie nicht gut auf Riester zu sprechen – Feinde hatte er also genug. Zu ihnen gehört Lukas Gutsch (Florian Karlheim), dessen Eltern ihren Laden aufgeben mussten – zudem hatte Riester zu Lebzeiten eine Affäre mit der Tochter seiner Freundin. Und dann sind da noch der Antiquar Fridolin Kitzing (Andreas Wimberger) mit seiner Tochter Mia (Theresa Hanisch), die den Toten gefunden hat – und der stets schwarz gekleidete Türken-Rudi (Michael Fitz), der in der Türkenstrasse wohnt.
Irgendwie scheinen sich hier alle zu kennen, vor allem von früher. Kommissar Ludwig Schaller (Alexander Held) hat mal in Schwabing gewohnt, während sein Kollege Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) dort einige Frauem gut kannte, von denen er noch heute schwärmt. Und seine Kollegin Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen) hat just in dem Lokal namens „Landvogt“, in dem sich fast alle Verdächtigen gerne treffen, einen umjubelten Gesangsauftritt mit ihrer Ukulele.
Sie hat mit der Überheblichkeit ihres Chefs, Kriminaloberrat Helmut Zangel (Christoph Süß), zu kämpfen, der zu ihr sagt: „Sie hören jetzt sofort auf, etwas zu wissen“, woraufhin sie ihn ganz schön zusammenfaltet. Derweil stellt Schaller – wenn er nicht gerade auf Aktenschränken im Büro schläft – auf ebenso spezielle wie intensive Weise die Szenen der Tatnacht nach. Da beim Fund der Leiche ein Hund dabei war, läuft er nächtens mit einem imaginären Tier durch die Gegend, um das Alibi einer Zeugin zu überprüfen.
Regisseur Sascha Bigler (50, „Die Muse des Mörders“, „Der beste Papa der Welt“) und sein Kameramann Ralf K. Dobrick zeigen in ihrem melancholisch gestimmten Krimi den Überlebenskampf von Menschen, die mit ihrer Wohnung auch ihren Lebensmittelpunkt verloren haben. Dazu finden sie Bilder von ganz normalen, teilweise aber auch skurrilen Personen aus dem Viertel, das vom Glanz vergangener Tage zu leben scheint. Was also ist nur aus dem einst so lässigen Schwabing geworden? Angeblich kämpft es gegen das Altern, Stehenbleiben und Vergessenwerden, wie Neuhauser im Film sagt. Die Party von früher ist jedenfalls vorbei. [Klaus Braeuer]
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