Anna Netrebko und Erwin Schrott wollen nicht beim traditionellen ZDF-Silvesterkonzert singen – die Absage heizt die Diskussion um das erneute doppelte Konzert am Jahresende bei ARD und ZDF an.
Schlechte Nachricht fürs ZDF: Die Opernstars Anna Netrebko und Erwin Schrott haben ihren Auftritt beim ZDF-Silvesterkonzert aus der Dresdner Semperoper abgesagt. Das teilte die Sächsische Staatskapelle am Freitag in Dresden mit. Der Rückzieher der beiden weltbekannten Künstler rückt zugleich die neuerliche parallele Ausstrahlung der klassischen Silvesterkonzerte bei ARD und ZDF in den Blick (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Bereits im vergangenen Jahr hatte es dafür heftige Kritik wegen angeblicher Gebührenverschwendung gegeben.
Doch auch dieses Jahr will keiner der beiden Sender auf sein Konzert verzichten, es kommt wieder zu einer Überschneidung. Die ARD zeigt nach eigenen Angaben am 31. Dezember ab 18.30 Uhr live das Konzert der Berliner Philharmoniker. Doch da ist das ZDF mit seiner Sendung aus der Semperoper in Dresden noch gar nicht fertig – Dirigent Christian Thielemann beendet sein Konzert erst um 19 Uhr.
Der Chef der sächsischen Staatskanzlei, Johannes Beermann (CDU), hatte sich darüber empört gezeigt. Das sei „ein Schlag ins Gesicht der Politik“, sagte er kürzlich „Spiegel Online“. „Wir sind in der Medienpolitik gerade dabei, die Finanzierung der Öffentlich-Rechtlichen dauerhaft zu sichern, und ARD und ZDF betreiben zum zweiten Mal hintereinander am gleichen Tag und an der gleichen Stelle eine gewaltige Gebührenverschwendung.“
Bei der ARD sieht man die Schuld dagegen nicht beim eigenen Sender. Es habe gemeinsame Versuche mit dem ZDF gegeben, die beiden Termine zu entzerren, sagte ein Sprecher der ARD am Freitag. So habe die ARD ihr Konzert nach hinten verschoben – allerdings nur soweit, wie die um 20 Uhr beginnende Tagesschau es erlaube. Auch das ZDF habe die Sendung auf einen früheren Sendepunkt gelegt. Eine Überschneidung sei trotzdem nicht vermeidbar gewesen. „Das ZDF wollte sich nicht weiter bewegen“, sagte der ARD-Sprecher. „Mehr ist da nicht zu machen.“
Bei dem Gespräch sei es nicht darum gegangen, ob einer der beiden Sender ganz auf sein Silvesterkonzert verzichte. „Das stand nicht zur Diskussion“, hieß es bei der ARD. Das sei auch nicht notwendig: „Es sind unterschiedliche Angebote, die da gemacht werden.“
Das ZDF beruft sich auf „programmplanerische Gründe“. Zudem handele es sich um die Live-Übertragung einer öffentlichen Veranstaltung, die eigenen Gesetzmäßigkeiten unterliege und die man nicht einfach eine halbe Stunde vorverlegen könne, sagte eine ZDF-Sprecherin. „Die kurze Überschneidung mit dem Silvesterkonzert der ARD stellt im Vergleich zu der gleichzeitigen Übertragung im Vorjahr eine erhebliche Entzerrung dar.“
Das ZDF bedauerte zugleich die Absage der beiden Stars. Die Künstleragentur von Netrebko und Schrott habe den kurzfristigen Rückzieher damit begründet, dass die Vorbereitungszeit für eine Präsentation auf dem für sie üblichen Niveau nicht ausreiche, teilte die Sächsische Staatskapelle mit.
Als Ersatz für die Aufführung von Operetten-Highlights von Franz Lehár springen nun die Sopranistinnen Angela Denoke und Ana Maria Labin ein. Sie stehen an der Seite des polnischen Tenors Piotr Beczala. [dpa/su]
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