Die Vorsitzende des NDR-Rundfunkrates, Dagmar Gräfin Kerssenbrock, sieht die Rettung der eigentlich aus dem Netz gelöschten „Tagesschau“-Inhalte durch depub.org als „Beleg für die Fragwürdigkeit des bürokratischen Monstrums Drei-Stufen-Test“. Web-Aktivisten sichern im großen Stil gelöschte Inhalte der ARD.
Zahlreiche Web-Inhalte, die der NDR aufgrund der im Zuge der Drei-Stufen-Tests auferlegten Verweildauerkonzepte aus dem Netz entfernen muss, stellt die Seite depub.org nun bei sich wieder online. Dort kann man jetzt Inhalte der vergangenen zehn Jahre abrufen. Die Initiatoren weisen auf das große öffentliche Interesse an den Daten hin, das ihrer Meinung nach Urheberrechtsverletzungen toleriere und wollen das Archiv weiter ausbauen. Die Verfügbarkeit gebührenfinanzierter Inhalte ist den Aktivisten wichtiger als juristische Probleme. Der NDR hatte juristische Schritte gegen das Archiv angekündigt. Inzwischen sind rund 200 000 Text-Meldungen aus zehn Jahren tagesschau.de wieder publiziert worden, die von der ARD aufgrund des Medienstaatsvertrages gelöscht wurden.
„Depub.org ist ein Beispiel für die kreative Anarchie im Internet, daszeigt, wie unsinnig kleinteilige Regulierungsversuche im Netz sind“, erklärte Dagmar Gräfin Kerssenbrock am Freitag. Es besteheoffenkundig großes Interesse an den Inhalten: „Solange das so ist, wirdes immer Menschen geben, die einen Weg finden, diese Inhalte auch verfügbar zu machen“, so die Vorsitzende des NDR-Rundfunkrates.Webseiten wie diese seien ein Beleg für die „Fragwürdigkeit“ desDrei-Stufen-Tests.
Bei dem Angebot depub.org handelt es sich laut NDR um eine in Torontoregistrierte Domain, der Verfasser sei anonym. Wie die Betreiber derWebsite an die Inhalte von tagesschau.de gekommen sind, sei nicht klar.Da es sich um bereits veröffentlichte Inhalte handelte, geht man davonaus, dass dies geschehen ist, als die Inhalte noch öffentlich waren. [cg]
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