Am Freitag wird „Für alle Fälle Familie“ nach dann sechs Wochen letztmals linear laufen. In den Wochen danach ist um 18 Uhr keine Daily-Serie mehr zu sehen. Ändert der Flop etwas an der Sat.1-Strategie? Wir haben nachgefragt.
Mit nur rund 300.000 Zuschauern auf dem linearen Sat.1-Sendeplatz um 18 Uhr hat das von Bavaria Fiction („Sturm der Liebe“, „Die Rosenheim-Cops“) kommende „Für alle Fälle Familie“ die Erwartungen von Sat.1 nicht erfüllt. In etwa doppelt so hohe Reichweiten generieren die 19-Uhr-Serien „Die Landarztpraxis“ und „Die Spreewaldklinik“. Trotz teils guter Platzierung in den Top-Listen von Joyn geht es für „Für alle Fälle Familie“ linear nicht weiter. Künftig sollen die noch ausstehenden Episoden der 80-teiligen ersten Staffel exklusiv beim Streamer veröffentlicht werden (je fünf, freitags).
So will Sat.1 um 18 Uhr weitermachen
Für Sat.1 ist das ein Rückschlag in der Strategie am Vorabend eskapistische Soap-Programme anzubieten. Gestartet war man damit 2023. „Die Landarztpraxis“ schlug direkt ein. Es folgte die Krimiserie „Das Küstenrevier“, das zwar die Erwartungen nicht erfüllte (und keine zweite Staffel erhielt), immerhin aber vollständig linear gezeigt wurde. Anfang 2024 liefen alle 80 Folgen. Bei „Für alle Fälle Familie“ zieht Sat.1 also vorzeitig den Stecker und wird – wie berichtet – „Lenßen hilft“ zeigen. Damit handelt es sich um eine recht klassische Ermittler-Serie. UFA Serial Drama hat die Staffel produziert. Nach Informationen von DIGITAL FERNSEHEN sind 120 Episoden entstanden, die im Doppelpack laufen. Heißt: Die Serie bleibt rund drei Monate lang im First-Run im Sat.1-Vorabendprogramm. So lange wäre auch „Für alle Fälle Familie“ noch zu sehen gewesen.
Doch ändert der Flop von „Für alle Fälle Familie“ nun etwas an der generellen Strategie von Sat.1, um 18 Uhr auf eskapistische Soaps zu setzen? Sendersprecher Christoph Körfer stellt klar, dass das nicht der Fall ist. „Sat.1 hält an seiner Fiction-Strategie für den Vorabend fest“, erklärt der Kommunikationsexperte gegenüber unserer Redaktion. Auch die Serie „Frieda – Mit Feuer und Flamme“ werde weiter für den ursprünglich geplanten Sendeplatz um 18 Uhr hergestellt.
„Frieda – Mit Feuer und Flamme“: So plant Sat.1 mit der kommenden Daily
Die Dreharbeiten laufen hierfür noch in etwa bis Jahresende. Anette Kraska und Sven Sund (Saxonia Media) realisieren mit ihrem Team 81 Folgen. Die Serie entstand nach einer Idee von Tim Gondi. Headautor ist Dietmar Geigle. Zum Inhalt: Frieda (Laura Lippmann), eine alleinerziehende Intensivkrankenschwester, kehrt mit ihrer 18-jährigen Tochter Pippa (Natascha Weitzendorf) in das idyllische Liebitz im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz zurück. Dort erkennt sie schnell, dass ihre Heimat sie mehr denn je braucht. Ihr Ex-Partner und Vater von Pippa, Bürgermeister Felix (Christopher Kohn), plant die Schließung der örtlichen Feuerwehr – ein Vorhaben, das Frieda als Tochter des ehemaligen Wehrleiters Otto (Andreas Borcherding) nicht akzeptieren kann.
Drehstart des Projekts war im September. Dass auch „Frieda“ kein Quotenselbstläufer wird, war in den vergangenen Wochen klar geworden. Sat.1 will um 18 Uhr auf etwas leichtere Stoffe setzen – weniger dramatisch sollen die Geschichten sein. Bei „Für alle Fälle Familie“ hat diese Maxime dazu geführt, dass etliche Handlungsbögen fast schon egal waren – in zahlreichen Storys hat die für tägliche Serien so wichtige Fallhöhe gefehlt. Ob Sat.1 „Frieda – Mit Feuer und Flamme“ ähnlich angegangen ist, wissen aktuell nur die am Projekt beteiligten selbst.
Dass Soaps in der 18-Uhr-Stunde funktionieren können, zeigt eigentlich die Sat.1-Historie. „Anna und die Liebe“ (verfügbar nachwievor bei Joyn), ein früherer Sat.1-Vorabenderfolg, lief über Jahre um 18.30 Uhr – allerdings mit mehr Dramaanteil als offenbar derzeit vom Sender gewollt. Und um 19 Uhr hat Sat.1 aktuell mit Serien recht großen Erfolg. Hier wechseln sich „Die Landarztpraxis“ und „Die Spreewaldklinik“ ab. Eine neue „Landarztpraxis“-Staffel (dann mit Sina Zadra als neuer Hauptfigur) wird ab Ende des Jahres erwartet. Eine Fortsetzung von „Die Spreewaldklinik“ gilt als wahrscheinlich, die Serie ist einer der Wachstumstreiber bei Joyn.
Aus den 19-Uhr-Erfolgen könnte sich also auch der Gedankengang ergeben, dass ein Stoff mit Medical-Anteil auch um 18 Uhr Sinn ergeben kann. Zumal um 17 Uhr mit „Notruf“ ebenfalls ein Format läuft, dass sich mit einer ähnlichen Thematik auseinandersetzt.
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