„München 72“-Regisseur Zahavi: „Emotional sehr stark berührt“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Der Regisseur Dror Zahavi hat schon viele historische Stoffe in Szene gesetzt. Er verfilmte „Mein Leben“ über Marcel Reich-Ranicki, „Die Luftbrücke“ oder „Der geheimnisvolle Schatz von Troja“. Mit DIGITALFERNSEHEN.de spricht er über die Dreharbeiten zu „München 72“.

„München 72“ schildert die Ereignisse rund um den Anschlag palästinensischer Terroristen auf die Olympischen Sommerspiele 1972 in München, bei dem elf israelische Sportler ums Leben kamen. Zahavi war zwölf Jahre alt, als er in Tel Aviv die Fernsehbilder des Attentats verfolgte. Ihn habe damals vor allem die Emotionalität auf beiden Seiten erschreckt, sagte er im Interview.

Herr Zahavi, wie fühlt es sich an, als Israeli einen Film über das Attentat zu drehen?

Zahavi: Es ist natürlich umso emotionaler für mich, so eine Geschichte zu erzählen, vor allem weil wir an Originalschauplätzen drehen wie an der Conollystraße, wo eine Gedenktafel draußen steht. Da werden nicht nur ich, sondern auch die Schauspieler, die aus Israel kommen, emotional sehr stark berührt.
 
Für den Film haben sie Schauspieler aus Israel und Palästina nach Deutschland geholt. Wie war die Stimmung zwischen den beiden Gruppen?

Zahavi: Da entwickelt sich eine eigene Dynamik, wenn Palästinenser und Israelis sich an einem Set befinden in diesen Rollen. Und noch dazu an den Originalschauplätzen. Das versetzt alle in eine merkwürdige Stimmung. Aber nicht nur in dem Sinne, dass die Palästinenser plötzlich radikal und die Israelis Opfer werden. Es gab sogar einen Moment, als die Rollen vertauscht wurden, so dass die Israelis die Palästinenser gespielt haben.
 
War das eine Vorbereitung für einzelne Szenen?

Zahavi: Wir haben uns in diese Situation begeben, damit sich die Schauspieler in die Rolle des anderen hineinversetzen konnten. Es entstand eine sehr interessante Dynamik, auch in der Argumentation, wo jede Seite die andere verinnerlichen und für sie Verständnis haben musste.

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern besteht immer noch. Ist es während des Drehs schwierig, damit umzugehen?

Zahavi: Für mich weniger. Aber für die Palästinenser und die Israelis, die mitgespielt haben, schon. Es sind junge Leute. Die Israelis kamen direkt von der Armee. In ihrer Armeezeit haben sie in der Westbank und in besetzten Gebieten Palästinenser ziemlich schikaniert und manchmal auch geschossen. Auf jeden Fall haben sie Demonstrationen auseinandergenommen – nicht immer zart. Plötzlich sind sie hier mit Palästinensern, die ein Gewehr in der Hand haben.
 
Haben diese Erfahrungen am Filmset zu einem besseren Verständnis beigetragen?

Zahavi: Das wäre sehr wünschenswert. Die Realität und das Leben sind stärker. Das, was man hier erlebt, nimmt man natürlich mit. Aber man kommt zurück in seinen Alltag und wird leider wieder der, der man war. Vielleicht mit der Erfahrung mehr, dass man sechs, sieben Wochen mit Palästinensern auf engem Raum gelebt hat, das es funktioniert hat und das es gut war. Vielleicht trägt das zu irgendwas bei.

Nimmt der Film Stellung zu dieser Thematik?

Zahavi: Das war nicht die Absicht. Wenn das Drehbuch in diese Richtung gegangen wäre, hätte ich den Film sicher nicht gemacht. Das Letzte, was wir alle brauchen, ist, einen neuen Hass zu schüren. Der Film beschäftigt sich fast ausschließlich mit der deutschen Perspektive, sprich mit den deutschen Versäumnissen im Umgang mit der Krise.

Die Motivationen und die Emotionen der Palästinenser und der Israelis werden sehr in den Hintergrund gesetzt. Ich hoffe sehr, dass keiner, der den Film sieht, mit dem Gefühl rausgeht, dass die Palästinenser Sadisten sind, dass sie an ihrer Situation selber schuld sind und dass die Israelis in allem, was sie machen, Recht haben.

Herr Zahavi, vielen Dank für das Gespräch.
 
DIGITAL FERNSEHEN präsentiert Ihnen an dieser Stelle jedenSonntag ein Star-Interview der Woche mit Prominenten aus Film undFernsehen. Lesen Sie hier das Gespräch der Vorwoche mit dem französischen „Willkommen bei den Sch’tis“-Star Dany Boon zu seinem neuen Film „Nichts zu verzollen“.INTERVIEWs im Überblick
[Interview: Cordula Dieckmann]

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1 Kommentare im Forum
  1. AW: "München 72"-Regisseur Zahavi: "Emotional sehr stark berührt" ... wieder ein Remake, dass wir nicht brauchen. Wer soll sich das bitte anschauen müssen?
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