Die meisten kennen die Komikerin wohl nur beim Vornamen: Roseanne feierte in den 90er Jahren mit der gleichnamigen Sitcom Welterfolge. Dann wäre sie am liebsten US-Präsidentin geworden, ohne Erfolg. Jetzt wird Roseanne Barr 65 Jahre alt – und ihre Sitcom wiederbelebt.
Der Kalender von Roseanne Barr ist dieser Tage so voll wie lange nicht. Mindestens bis Dezember habe die Komikerin und Schauspielerin einen dicht gepackten Produktionszeitplan vor sich, sagte ihr Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Barr dreht eine Neuauflage ihrer Kult-Sitcom „Roseanne“ um das Leben der Arbeiter-Familie Conner, mit der sie in den 90er Jahren weltberühmt geworden war. Im kommenden Jahr sollen acht Folgen der neuen Version mit alter Besetzung beim US-Sender ABC ausgestrahlt werden. „Es gibt wirklich niemand Besseren, um unser modernes Amerika zu kommentieren, als Roseanne“, sagte ABC-Chefin Channing Dungey.
Mitten in die Dreharbeiten fällt am kommenden Freitag (3. November) Barrs 65. Geburtstag – und die Schauspielerin zeigt sich begeistert. „Noch nie hatte ich mehr Spaß bei der Arbeit oder habe mich besser unterstützt und wertgeschätzt gefühlt“, schrieb sie kürzlich beim Kurznachrichtendienst Twitter.
Barrs Vorname ist wohl so bekannt wie kaum ein anderer, aber ihren größten Traum hat auch ihr hoher Bekanntheitsgrad ihr bislang nicht erfüllt: das Amt des US-Präsidenten. 2012 war sie von Dokumentarfilmern begleitet als Kandidatin der Kleinpartei „Peace and Freedom“ angetreten, hatte für freie Bildung und Krankenversicherung, für ein Ende der Auslandseinsätze und die Legalisierung von Cannabis geworben, und immerhin rund 70 000 Stimmen bekommen. Präsident aber wurde erneut Barack Obama mit rund 66 Millionen Stimmen.
Barr zeigt sich weiter politisch, vor allem via Twitter, und sorgt dabei für allerlei Aufruhr. Vor der Wahl 2016 zog sie öffentlich über die demokratische Kandidatin Hillary Clinton her. Diese sei korrupt und laufe nur dem Geld nach. „Wir hätten so viel Glück, wenn Trump gewinnen würde. Denn dann wäre es nicht Hillary“, sagte sie in einem Interview des „Hollywood Reporter“ – wollte das aber danach nicht als Unterstützung für den späteren Gewinner Donald Trump verstanden wissen. Aber auch seit seiner Wahl zeigt sie auf Twitter häufig Sympathie für Trump und seine Themen und stänkert gegen Liberale und Einwanderer.
Die Neuauflage von „Roseanne“ habe aber nichts mit dem republikanischen US-Präsidenten zu tun, schrieb Barr mal wieder auf Twitter. „Meine neue Show handelt nicht von Trump! Sie handelt von einer Familie im Mittleren Westen.“ Die Conners der 90er waren das genaue Gegenteil bis dahin bekannter TV-Familien wie den Huxtables aus der „Bill Cosby-Show“: Übergewichtig, immer wieder arbeitslos, laut, mit einem Leben nur knapp über dem Existenzminimum. Es geht um häusliche Gewalt, Homosexualität und Diskriminierung, die Sitcom ist ein erbarmungsloses Sittengemälde der weißen amerikanischen Unterschicht – die im vergangenen Jahr mehrheitlich Trump wählte. Barr war bei „Roseanne“ Hauptdarstellerin, Produzentin und Regisseurin, bekam einen Golden Globe und einen Emmy.
Geboren wurde Barr 1952 in eine jüdische Familie in Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah. Mit 18 zieht sie aus und arbeitet zunächst als Kellnerin. Nach einigen Auftritten auf kleinen Bühnen bekommt sie 1985 in Johnny Carsons „Tonight Show“ ihr erstes großes Publikum. „Ich hasse das Wort „Hausfrau“, ich bevorzuge „Küchengöttin“. Das ist anschaulicher“, trägt sie im breiten Jargon des Mittleren Westens vor. Die Zuschauer toben und ihre Figur ist geboren. Daneben bekommt Barr Kino-Rollen, beispielsweise 1989 in der schwarzen Komödie „Die Teufelin“.
Nach dem Ende der ersten „Roseanne“-Ära 1997 tritt sie am Broadway auf, bekommt eine Talksendung und eine Reality-Doku über ihr Leben auf einer Macademianuss-Farm auf Hawaii, aber die großen Erfolge bleiben aus. Barr hat vier Kinder aus drei Ehen und ist inzwischen auch mehrfache Großmutter.
Der Traum von der US-Präsidentschaft aber scheint die Schauspielerin nicht loszulassen. Was sie als Präsidentin machen würde? „Eine landesweite Gratis-Party. Freies Essen. Jedem gebe ich bei vollem Lohn einen Tag frei inklusive mir. Und dann führe ich den McRib wieder ein.“
[Christina Horsten]
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