
München. Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU), der auch im ZDF-Verwaltungsrat sitzt, hat heftige Kritik am deutschen Fernsehen geübt.
In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“ forderte Müller „eine breite gesellschaftliche Debatte“ über Sendungen wie „Deutschland sucht den Superstar“. „Wenn bei der Suche nach einem neuen Schlagerstar in Deutschland Kandidaten, die erkennbar nicht in der Lage sind, sich zu wehren, in einer die Persönlichkeit verletzenden Art und Weise präsentiert werden“, so Müller, sei aus seiner Sicht ein Punkt erreicht, wo man überlegen müsse: „Darf man das weiter zulassen?“
Wer mit der gnadenlosen Vorführung hilfloser Menschen Geld verdiene, sollte viel stärker öffentlich kritisiert werden, sagt der Regierungschef des Saarlandes dem Nachrichtenmagazin.
Das Beschnüffeln tierischer Exkremente bei „Wetten, dass…?“ sei „grenzwertig und bedenklich“ gewesen. Als Konsequenz aus zunehmendem Ekel-TV forderte Müller, den richtigen Umgang mit Medien stärker in den Schulunterricht zu integrieren. „Unsere Kinder müssen erkennen, dass Menschen ein Recht haben auf den Schutz ihrer Privatsphäre, ihrer Persönlichkeit und ihrer Würde.“
Dass viele Verträge öffentlich-rechtlicher TV-Stars nicht bekannt gemacht werden, will Müller ändern: „Werden für Auftragsproduktionen von ARD und ZDF Gebühren eingesetzt, hat der Gebührenzahler ein Recht zu erfahren, nicht nur dass, sondern auch wie viel an Gebührengeldern dort eingesetzt werden.“ Er sei nicht nur der Meinung, dass „bei börsennotierten Unternehmen jedes einzelne Vorstandsgehalt veröffentlicht werden sollte“.
Laut „Focus“ sollte bei den Rundfunkanstalten „gleiches gelten“. Müller regt an, dazu eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus den Anstalten und der Politik einzusetzen, „die die Dinge kritisch aufarbeitet und einen Verhaltenskodex entwickelt, vergleichbar mit den Good-Governance-Regeln in der Wirtschaft“. Dieses Thema werde er demnächst in die Rundfunkkommission der Länder einbringen. [mg]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com