Trotz guter Geschäftszahlen ist bei vielen Mitarbeitern des Privatsenders RTL die Stimmung am Boden. Laut einer Mitarbeiterbefragung beklagen sich viele Beschäftigte über zu wenig Lohn, zu wenig Respekt und zu wenig Sicherheit.
Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ am Montag berichtete, hat eine Mitarbeiterbefragung des Bertelsmann-Konzerns, zu dem die RTL-Gruppe gehört, ein düsteres Bild von den Arbeitsbedingungen bei RTL gezeichnet. Dabei schnitt die RTL-Tochter InfoNetwork, in der die Redaktionen von RTL und N-TV zusammengefasst sind, besonders schlecht ab.
Laut „Spiegel“ sind nur vier Prozent der Mitarbeiter in diesem Bereich zufrieden mit ihrer Vergütung. Im RTL-Schnitt sind es immerhin 54 Prozent. InfoNetwork-Geschäftsführer Michael Wulf begründete die Ergebnisse laut dem Bericht mit dem uneinheitlichen Gehaltsgefüge, da die Mitarbeiter aus unterschiedlichen Firmen kämen. Man sei aber dabei, das anzugleichen.
Bei der Umfrage kam zutage, dass jeder vierte InfoNetwork-Mitarbeiter nicht der Aussage zustimmt, dass er von seinem Vorgesetzten mit Respekt behandelt wird. Der Betriebsrat kommentierte diese Zahlen in einem Schreiben: „Bertelsmann erwartet hier einen positiven Wert von 90 Prozent. 80 Prozent gelten als untere Grenze des Akzeptablen.“ Die Mitarbeitervertretung hatte schon vor einigen Tagen das Gehaltgefüge in der Newsredaktion kritisiert: So erhalte ein Journalist mit abgeschlossenem Hochschulstudium, Volontariat und mehrjähriger Berufserfahrung im Newspool pro Tag etwa 130 Euro. Dagegen verdienten etwa Cutter bei RTL mehr als das Doppelte.
Viele der Mitarbeiter machen sich offenbar auch Sorgen um ihre Arbeitsplatz. Nur noch 38 Prozent halten ihren Job für sicher. Lediglich jeder Zweite bei InfoNetwork hat einen festen Arbeitsvertrag, rechnet man die Studenten hinzu sind es sogar nur etwa 40 Prozent mit einem festen Vertrag. Michael Klehm, vom Deutschen Journalisten-Verband für die RTL-Journalisten zuständig, sagte dem Blatt, früher habe es bei RTL ein Family-Feeling gegeben. Heute herrsche dagegen ein Klima der Einschüchterung und Angst.
RTL-Chefin Anke Schäferkordt bleibt von den Ergebnissen der Befragung unbeeindruckt. Dem „Spiegel“ sagte sie, bei Strukturveränderungen gebe es „neben verständlichen Unsicherheiten“ auch immer „Einzelne, die sich mit notwendigen Veränderungen eher schwer tun“. Ein „angeblich weit verbreiteter Unmut ist mir in meinen Gesprächen mit unseren Redaktionen nicht entgegengebracht worden.“[mw]
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