„Mein Gott, Walther“: Mike Krüger wird 60 [Portrait]

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Aus Deutschlands Comedyszene ist er nicht mehr wegzudenken: Mike Krüger, Urgestein der Komik und auf der Bühne stets mit Gitarre bewaffneter Blödelbarde. Ohne „Walther“, den „Nippel“ oder „Bodo“ wäre er heute vielleicht Architekt.

Der Lieblingswitz von Komiker Mike Krüger dreht sich um ein Gesichtsorgan – allerdings nicht um das Markenzeichen der „Supernase“. Was er komisch findet? „Kommt ein Zyklop zum Augearzt“. So erzählt es der Comedian, Musiker, Schauspieler und Showmaster auf seiner eigenen Internetseite, auf deren Terminkalender man derzeit einen wichtigen Eintrag vermisst: Krüger wird 60. Am heutigen Mittwoch feiert der in Hamburg lebende Allrounder, der in seinen Hits den Nippel durch die Lasche zog und Bodo mit dem Bagger baggern ließ, seinen runden Geburtstag. Doch dazu will er sich nicht groß äußern, er habe einfach zu wenig Zeit für Interviews, heißt es von seiner Agentur.
 
Der kleine Walther brachte ihn groß raus
 
„Mein Gott, Walther“: 36 Jahre ist das jetzt her – das Lied über den kleinen Walther Wachtel, dem nichts so recht gelingen will. Der Song wurde ein Hit und machte den großen Schlacks mit der auffälligen Nase auch als Komiker groß. Ein Jahr später – 1976 – heiratete Mike Krüger seine Frau Birgit; die beiden haben eine gemeinsame Tochter.
 
Geschrieben hat Krüger den „Walther“-Song schon als 15-Jähriger, als der Schüler Michael noch der Klassenclown war. „Gelacht hat man über mich schon in der Schule, aber ausgelacht wurde ich zum Glück nie“, erzählte der gebürtige Ulmer, der in Hamburg aufwuchs, mal in der Rubrik „einestages“ bei „Spiegel Online“.
 
Das „Mein Gott, Walther“-Album – die Aufnahme eines Auftritts in einem kleinen Hamburger Lokal – wurde 700 000 Mal verkauft, es ist Krügers bislang einziges Nummer-eins-Album. „Das wird es wohl auch bleiben“, meinte Krüger im dpa-Interview vor seiner jüngsten Tour und dem 35. Bühnenjubiläum, das er im vergangenen Jahr feierte. Den „Walther“ hatte er bei seinen Auftritten wieder im Repertoire. „Die Leute singen mit, die kennen ja jedes Wort, und ich spiele einfach nur Gitarre dazu – das ist herrlich“, sagte er.Multitalent auf verschiedenen Bühnen

Krüger ohne Gitarre – auf der Bühne undenkbar, im Fernsehen und Kino dagegen durchaus. Gemeinsam mit Thomas Gottschalk sicherte er sich in den 80er Jahren mit gleich mehreren Leinwand-Komödien auf immer und ewig den „Supernasen“-Titel. Auch als Moderator im Fernsehen startete der gelernte Betonbauer, der als Lehrling den neuen Hamburger Elbtunnel mitbaute, zu jener Zeit durch und moderierte von 1986 bis 1989 die ARD-Samstagabendshow „Vier gegen Willi“.
 
Diesem Medium ist Krüger nach Station wie „Verlieren Sie Millionen“, „Punkt, Punkt, Punkt“, „Krüger sieht alles“ und „7 Tage, 7 Köpfe“ bis heute treugeblieben. Zur letzteren Show holte ihn Fernsehlegende Rudi Carrell (1934-2006), der schon großen Anteil am Erfolg von „Walther“ hatte, als er Krüger damit in seine beliebte Sendung „Am laufenden Band“ einlud. Manche TV-Formate mit Krüger wurden schnell eingestellt, andere liefen länger. Aktuell sitzt die „Supernase“ als Spürnase im SWR-Rateteam bei „Sag die Wahrheit“.
 
Der Tournee-Bühne indessen war Krüger über viele Jahre untreu geworden. Erst 2009 kehrte er dorthin zurück – als „Zweiohrnase“ mit schütterem Haar, Kalauern und Schenkelklopfern, mit alten und neuen Blödelsongs. Xavier Naidoos Songzeilen „Dieser Weg wird kein leichter sein“ etwa textete er inzwischen um zu „Dieses Steak müsste weicher sein“, aus Frank Sinatras Klassiker „My Way“ wurde bei Krüger „Mein linkes Knie tut mir im Mai weh“.
 
Ist er denn immer noch der „Knittelbarde“? „Ach, das war so eine Erfindung meiner Plattenfirma. Barden waren damals in den Siebzigern ja in, da gab es Reinhard Mey, Otto Waalkes. Aber ich lege auch heute noch Wert darauf, dass das ein oder andere Lied gesungen wird.“ Das unterscheidet Krüger von vielen jüngeren Comedians, die lediglich auf das gesprochene Wort setzen – das sei aber nichts für ihn. „Mich langweilt das, wenn einer zwei Stunden auf mich einredet.“PORTRAITS im Überblick
[Dorit Koch und Patrick T. Neumann]

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