Mehr Informationen: ProSieben startet Politmagazin „Uncovered“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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ProSieben wagt sich auf seltenes Terrain und schicktein eigenes Politmagazin auf Sendung. Als erstes Thema widmet sich „Uncovered“ am Montag Gangs. Weitere Informationsformate sollen folgen.

Politmagazine decken gerne Skandale auf und prangern Missstände an. In der Regel sind sie bei den öffentlich-rechtlichen Sendern zu sehen. Nun startet ein neues Magazin – bei einem privaten: Es heißt „Uncovered“ und geht am Montag (22.15 Uhr) auf ProSieben erstmals auf Sendung. Geplant sind insgesamt vier Folgen.
 
Gleich in der ersten bekommt der Zuschauer einen Einblick in die „Welt der Gangs“. In Tokio treibt schon seit Generationen die Yakuza ihr Unwesen. Als mehr oder weniger anerkannter Teil der Gesellschaft bestimmt sie zu einem gehörigen Teil das Leben in Japan mit, und ihr Einfluss ist auch heute noch erstaunlich groß. Auch an Nachwuchs fehlt es nicht: Es gibt die Bosozukus, eine recht junge Motorrad-Gang.

Ein langjähriges Mitglied der Yakuza erzählt vor der Kamera erstaunlich frei von den Regeln der Gang und darüber, was es bedeutet, wenn man gegen sie verstößt. Auch in Brasilien und El Salvador geht es um die Frage, warum gerade junge Männer in solchen Banden mitmischen wollen. Der Reporter Thilo Mischke (35) ist der Protagonist des neuen Magazins und geht mit einer Mischung aus Unvoreingenommenheit und Mut an seine Begegnungen heran – und mit ziemlich salopper Kleidung, was den Yakuza-Boss sichtlich stört.
 
„Mein Studio ist die Welt“, sagte Mischke bei der Präsentation des neuen Formats in Hamburg. Er machte dabei den Eindruck, es ernst zu meinen mit seiner Neugier. Dabei kann die gebotene Distanz zu den Menschen in seinem Film und zum Thema verloren gehen, doch macht die ungezwungene Art des Reporters es für den Zuschauer wesentlich leichter, ihm zu folgen.
 
„Mich interessiert, welchen Einfluss sie auf die Gesellschaft haben“, erklärte Mischke, warum ihn das Thema Banden so interessiert. „Sind sie eine Art Robin Hood des 21. Jahrhunderts? Mir scheint immer, dass Gangs so verklärt sind und Helden sein können. Diese These wollte ich widerlegen – oder beweisen. Und ja, das ist gefährlich.“ Besonders die Mitglieder in hohen Positionen seien unberechenbar.
 
Wie sieht er sich dabei in seiner Rolle als Journalist? „Ich urteile im Gespräch als Ahnungsloser, weil ich niemals nachempfinden kann, was diese Menschen bewegt“, sagte Mischke. „Ich urteile, weil ich sie verstehen will. Aber ich verurteile nicht. Ich muss mich also zumindest für einen kurzen Moment mit meinen Protagonisten gemein machen. Das ist für mich vollkommen okay, lässt mich aber schlecht schlafen.“ Im Nachgang sei es wichtig, solche Begegnungen journalistisch einzuordnen und die Zusammenhänge dem Zuschauer oder Leser verständlich zu machen.
 
Das findet dann vor allem im Anschluss an das Magazin statt, in der Sendung „10 Fakten“ (23.30 Uhr). ProSieben wagt sich mit diesem erfreulich klamaukfreien Magazin, allenfalls etwas zu häufig verwendete Superlative stören, auf ein ungewohntes Terrain. Und schiebt mit den neuen Sendungen „Inside“ mit Stefan Gödde (Montag, 8. August, 22.15 Uhr) und „Follow us“ mit vier jungen Reportern (am selben Tag, 23.15 Uhr) gleich noch ein Doppelpack hinterher.
 
Bei „Uncovered“ lauten die Titel der drei weiteren Folgen, die sich jeweils montags im Wochenrhythmus anschließen, „Thilo Mischke – Fight for Nature“, „Thilo Mischkes Drogentrip“ und „Thilo Mischke und die Macht der Gewalt“. Die Mischung aus klassischen Reportagen und schnell erzählten Geschichten ist vielleicht keine Revolution, aber der Versuch, etwas Neues auszuprobieren. Bleibt abzuwarten, ob es ProSieben gelingt, mit diesen neuen Sendungen in der sportgefüllten TV-Sommerzeit bei den Zuschauern zu landen. [Klaus Braeuer/kw]

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