Der Berliner ARD-„Tatort“ um Medikamentenschwindel und Betrug von Ärzten hat heftige Kritik von Medizinern ausgelöst. Die Geschichte sei überspitzt und pauschalisierend gewesen, kritisierten Ärzte in Hessen am Montag.
Von den Uni-Kliniken in Hamburg und Kiel hieß es, die Story könnte viele Patienten verunsichern. In dem 90-Minüter mit dem Titel „Edel sei der Mensch und gesund“, den 9,51 Millionen Zuschauer verfolgt hatten, kamen die Berliner Ermittler bei der Aufklärung eines mysteriösen Todesfalls einem Abrechnungsbetrug auf die Schliche. Ein an Morbus Crohn erkrankter Patient war darin durch die Behandlung mit einem bestimmten Medikamentenmix gestorben.
Der „Tatort“ zeichne das Bild von Ärzten, die zu Medikamentenschwindel und Betrug neigten, sagte die Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, Cornelia Kur. „Die Hemmschwelle des Betrügens ist nicht derart niedrig. Seine Kassenzulassung wird kein Arzt so leicht aufs Spiel setzen“, sagte sie.
„Konstruiert“ und „unrealistisch“ nannte der Vorsitzende des Hausärzteverbands Hessen, Dieter Conrad, den Krimi. Zwar drohten Ärzten Strafzahlungen, wenn sie ein bestimmtes Budget für Arzneimittel überschritten. Deshalb weigerten sich auch viele, ein teures Medikament zu verschreiben – dieses Problem thematisiere der „Tatort“ zu Recht. Es handele sich aber um einen Fehler im Arzneimittelsystem. Die Schuld liege also nicht bei den Ärzten. Außerdem seien teure Medikamente bei weitem nicht immer die besseren.
Die Behandlung des Patienten mit den kombinierten Medikamenten „Infliximab“ und „Azathioprin“ sei im „Tatort“ als „Behandlungsfehler“ dargestellt worden. „Dieses kann völlig grundlos viele Patienten verunsichern. Die Kombination (…) ist entgegen der Darstellung im Tatort eine empfohlene Standardtherapie des komplizierten Morbus Crohn“, erläuterte Prof. Ansgar Lohse vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Sein Kieler Kollege Prof. Stefan Schreiber ergänzte in einer gemeinsamen Erklärung beider Kliniken: „Es handelt sich somit nicht wie im Krimi dargestellt um einen Behandlungsfehler. Im Gegenteil kann es für die betroffenen Patienten sogar verheerende Folgen haben, diese Medikamente bei bestimmten Krankheitsverläufen nicht zu nehmen.“[dpa/ar]
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