Medientreffpunkt: Ost-Themen bei großen TV-Sendern kaum präsent

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Ob „Tagesschau“ oder „Stern TV“: In den Beiträgen der überregionalen deutschen TV-Sender spielen typische ostdeutsche Themen rund 20 Jahre nach dem Mauerfall eine minimale Rolle.

Ob Flucht aus der DDR, friedliche Revolution oder Stasi-Vergangenheit: Nur 1,3 Prozent der Beiträge, die das Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Uni Leipzig untersuchte, widmeten sich solchen Aspekten. „Nur bei bestimmten Ereignissen, wie dem 20. Jahrestag der Wiedervereinigung, thematisieren die überregionalen Sender diese Fragen häufig“, sagte der Kommunikations-Professor Werner Früh am Mittwoch auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland (2. bis 4.5.) in Leipzig.

Die Wissenschaftler nahmen über mehrere Wochen hinweg die nonfiktionale Berichterstattung – also alles außer Filmen und Serien – von ARD, ZDF, Sat 1 und RTL sowie des MDR-Fernsehens unter die Lupe. Lediglich in 43 von 3 226 untersuchten Beiträgen der Überregionalen ging es um typische Ost-Themen. Der MDR – zuständig für die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – widmete sich ihnen im gleichen Zeitraum 13-mal häufiger: in elf Prozent all seiner Beiträge.

Insgesamt betrachtet komme der Osten in den überregionalen Programmen kaum vor; und wenn, dann vor allem Sachsen, sagte Früh. Das deutsche Bundesland, das am seltensten Erwähnung findet, liegt allerdings im Westen: das Saarland.

„Wir kochen schon ein gemeinsames bundesweites Süppchen – aber natürlich hat jeder seine eigenen regionalen Probleme“, sagte der Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt, Jochen Fasco. MDR-Fernseh-Chefredakteur Wolfgang Kenntemich erklärte: „Die Kollegen von ARD aktuell sind westsozialisiert und nehmen Themen anders wahr. Daher kommt ein Theaterstück am Hamburger Thalia eher in den „Tagesthemen“ vor als Aufführungen in anderen Regionen.“

Wenn „Ossis“ und „Wessis“ im Fernsehen übereinander sprechen, dann tun sie dies überwiegend wohlwollend. „Westdeutsche beurteilen Ostdeutsche überwiegend positiv. Ostdeutsche ignorieren in ihren Bewertungen die Westdeutschen mehr oder weniger; aber wenn sie ein Urteil abgeben, dann ist es positiv“, sagte Früh. In öffentlichen Diskussionen blieben beide Gruppen jeweils gerne unter sich. „Ein Zusammenwachsen von Ost und West könnte man sich ein wenig anders vorstellen“, sagte der Wissenschaftler. [dpa/ar]

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4 Kommentare im Forum
  1. AW: Medientreffpunkt: Ost-Themen bei großen TV-Sendern kaum präsent Die Themen sind doch nun schon bis zum erbrechen durchgekaut, in den ÖR und bei den Privaten. Eine erneute 1989-Flucht Doku oder Geschichten aus der Birthler Behörde fördert bei mir den sofortigen Programmwechsel.
  2. AW: Medientreffpunkt: Ost-Themen bei großen TV-Sendern kaum präsent Wieviele "Bayernthemen" wurden in den überregionalen Programmen gebracht? Wieviele "Nordrhein-Westfalen-Themen" wurden in den überregionalen Programmen gebracht? Was ist ein Ostthema?
  3. AW: Medientreffpunkt: Ost-Themen bei großen TV-Sendern kaum präsent hallo, ekelhaft und erschreckend ist, das nach 20 jahren immernoch ost und west unterschieden wird. von oben wirds vorgemacht, osttarif und westtarif. ist aber typisch deutsch, d ist das einzige land was kein rauchverbot durchsetzt, kein einheitliches schulsystem hat usw. mfg
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