München – Retro- und Nostalgie-Shows wie „Die 90er Show“ oder „Hitgiganten“ liegen weiterhin im Trend. Ekel-TV wie „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ werden wohl weitere Tabus brechen, um auch in der zweiten Staffel Zuschauer vor die Fernseher zu locken.
Zu diesem Schluss kommt die repräsentative Untersuchung „Fernsehen in Deutschland: Trendstudie 2004“, die das Hamburger Marktforschungsinstitut ipsos im Auftrag der Programmzeitschrift TV Today unter 1.000 Bundesbürgern ab 14 Jahren durchgeführt hat. Die Ergebnisse der Umfrage wurden im Rahmen des Panels 5.1 der Medientage München diskutiert. Weitere Erkenntnisse der Studie: Sendungen über Schönheits-OPs lehnt die Mehrheit der deutschen TV-Konsumenten ab.
Als derzeitiger Megatrend im deutschen Fernsehen erweisen sich dagegen die Heim- und Gartensendungen, die 51 Prozent der Zuschauer regelmäßig sehen. Die Fernsehzuschauer haben es den Sendern in diesem Herbst schwer gemacht: Selten wurde eine solche Vielzahl von neuen Sendungen gestartet – und selten sind gleichzeitig so viele Formate gefloppt. Die Ergebnisse der Marktforschung, argumentierten die versammelten Produzenten und Senderverantwortlichen, bildeten die Realität nur unzureichend ab. Fernsehmachen sei und bleibe deshalb ein „Fischen im Trüben“, wie es Axel Beyer, Leiter der Programmgruppe Unterhaltung des WDR Fernsehens, nannte.
Die Flops der jüngsten Vergangenheit führte Ute Biernat, Geschäftsführerin Grundy Light Entertainment, u. a. auf das hohe Entwicklungstempo zurück. Nur sechs Monate blieben mittlerweile von der Idee bis zur Umsetzung eines neuen Formats. Der Druck wachse an allen Fronten. Dennoch wagten die Experten einen Ausblick auf die Programmtrends der nahen Zukunft: „Wohlfühlformate und Lachen“ seien in Zukunft gefragt, waren sich Beyer und Borris Brandt, General Manager Endemol Deutschland, einig. Brandt prognostizierte darüber hinaus ein Umdenken bezüglich der relevanten Zielgruppen und einen neuen Trend zum Kinder- und Seniorenfernsehen. Zudem werde moderne deutsche Fiction in der Gunst der Zuschauer künftig weiter steigen.
Dem schloss sich auch Dr. Roger Schawinski, Geschäftsführer von Sat.1, an. Er setzt darüber hinaus vor allem auf Improvisations-Comedy im Stil der „Schillerstraße“ und die Telenovela. Den Programmverantwortlichen empfahl er zudem einen längeren Atem mit vermeintlichen Flops: „Wenn man das Gefühl hat, man kann ein Ziel erreichen, dann muss man durchhalten“, so die Parole des Sat.1-Chefs. [fp]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com