„HbbTV (Hybrid Broadcast Broadband TV) wird den in die Jahre gekommenen Videotext ablösen – aber erst in etwa zehn Jahren“ – So lautete im Rahmen der Medientage München das Fazit einer Diskussionsrunde des Geräteherstellers Videoweb.
Zwar zeigten sich die Branchenexperten auf dem Podium am Mittwoch angesichts der breiten Unterstützung durch Inhalteanbieter und Gerätehersteller überzeugt vom schnellen Siegeszug des neuen Videotextes und priesen seine Möglichkeiten an. Der in diesem Juni 30 Jahre alt gewordene Vorgänger Videotext behalte aber weiter seine Berechtigung, unterstrich etwa ZDF-Produktionsdirektor Andreas Bereczky.
Vollkommen überzeugt vom Siegeszug des neuen Videotextes zeigte sichVideoweb-CEO Matthias Greve. Der Gründer des Geräteherstellersberichtete in seinem Einführungsvortrag vom erfolgreichen Start derneuen Technik in Deutschland und nannte sie schlicht eine „Revolution“.Der Standard werde auf breiter Front akzeptiert, die wichtigstenAnbieter hätten die ersten Anwendungen entwickelt, und der Endkundebekomme attraktive Mehrwerte. Zudem sei die Entwicklung der Inhalteeinfach und kostengünstig. Bereits Ende 2011 werde es mehrere MillionenEndgeräte in Deutschland geben, prognostizierte Greve.
Klaus Merkel, der als Fachreferent für Rundfunkdienst-Plattformen amMünchner Institut für Rundfunktechnik (IRT) den HbbTV-Standardmitentwickelte, warnte vor proprietären Lösungen: „Das Bedürfnis für denoffenen Standard war einfach da.“ Jetzt habe HbbTV das Potenzial, aucheuropaweit Standard zu werden. „Wir sind endlich an einem Punkt, an demall das, was wir in den letzten zehn Jahren immer wieder besprochenhaben, Wirklichkeit wird. Das macht uns sehr glücklich“, stimmteAstra-Geschäftsführer Wolfgang Elsäßer zu. In der hybriden Welt könntennach seiner Einschätzung auch für technische Dienstleister wie Astraneue Geschäftsmodelle entstehen.
An neuen kreativen Geschäftsmodellen arbeiten auch dieTV-Programmanbieter mit Hochdruck, um die Möglichkeiten von HbbTVoptimal zu nutzen. Das Angebot von Videos steht dabei zunächst an ersterStelle. Euphorie in Bezug auf E-Commerce sei dagegen nicht angebracht,warnte etwa Marc Schröder. Der Geschäftsführer von RTL Interactivezeigte sich skeptisch, ein zu hoher Grad an Interaktivität im Wohnzimmerwerde nicht funktionieren. Auch Lars Friedrichs, Leiter Teletext &Hybrid TV von Seven One Intermedia, will zunächst die „bekannten Modelleaus der Online-Welt auf den Fernseher bringen“. Nach Ansicht derExperten kann sich der alte Videotext noch gut zehn Jahre langbehaupten, auch wenn er kontinuierlich an Relevanz verlieren werde. [cg]
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