
Leipzig – Der Medienexperte der Linksfraktion im sächsischen Landtag, Heiko Hilker, weilte mit der AG Online des MDR-Rundfunkrates in London. In Auswertung des Besuches bei der BBC fordert er den Umbau der dritten Programme zu zielgruppenspezifischen Kanälen.
Mit dem 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag sollen die Rundfunkräte einen Drei-Stufen-Test für neue digitale Angebote von ARD, ZDF bzw. Deutschlandradio durchführen, der an den seit 1. Januar 2007 praktizierten Public Value Test der BBC angelehnt ist. Heiko Hilker erklärt dazu: „Seit Monaten wird darüber gestritten, wie der Drei-Stufen-Test für neue digitale Angebote von ARD, ZDF und Deutschlandradio aussehen soll.
Politiker und Intendanten können sich nicht darüber einigen, was den Test durchlaufen soll, wie lange er dauern soll und inwieweit Sachverstand Dritter mit einbezogen werden muss.
Seit 20 Monaten muss die BBC einen Public Value Test (PVT) für neue Angebote durchführen lassen. Auch alle bisherigen Programme stehen auf dem Prüfstand und werden innerhalb von jeweils fünf Jahren immer wieder evaluiert“. der Politiker verweist darauf, dass der für die BBC zuständige (unabhängige) Trust für einen PVT sechs Monate Zeit hat, der Test hingegen in in Deutschland nur vier Wochen dauern soll.
Hilker kritisiert auch die geplante personelle Besetzung der Kontrollgremien:Während die deutschen Intendanten darüber stritten, ob und für welche Fragen externer Sachverstand zugelassen werden solle, ist dies in Großbritannien selbstverständlich. „Dem Trust stehen festangestellte Experten zur Verfügung, über Gutachten kann er auf weitere beauftragen. In Deutschland sollen die ehrenamtlichen Rundfunkräte den Drei-Stufen-Test durchführen, während in Großbritannien den de facto halbtags tätigen zwölf Trustmitgliedern 60 festangestellte Fachkräfte zur Seite stehen“, kritisiert der Politiker.
In England stünden dem Trust 0,35 Prozent der Rundfunkgebühr, also elf Mio. Pfund, für seine Aufgaben zur Verfügung. Hilker resümiert daher: „Das, was sich deutsche Medienpolitiker bisher ausgedacht haben und in die Staatsvertragsnovelle geschrieben haben, kann und wird nicht funktionieren. Die deutsche Idee wird sich in der Praxis nicht umsetzen lassen“.
Bei der BBC stehen die Inhalte und deren Weiterverbreitung im Vordergrund. Dies sollten sich die Intendanten zum Vorbild nehmen, fordert Hilker. Wenn die ARD nicht ähnlich radikale Reformen wie die BBC durchführe, werde sie weiter an gesellschaftlicher Legitimation verlieren. So sollten die Dritten Programme von Vollprogrammen zu zielgruppenspezifischen Kanälen umgebaut werden. [mg]
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