Eklat bei der Bambi-Gala: Mit deutlicher Kritik hat die Pop-Gruppe Rosenstolz die Entscheidung der Jury kommentiert, den Rapper Bushido mit einem Integrationspreis zu würdigen.
„Es ist sehr wichtig, dass wir uns Chancen geben“, sagte Songschreiber Peter Plate am Donnerstagabend vor rund 800 geladenen Gästen. „Aber jemanden, der frauenfeindliche, menschenverachtende Texte gesungen hat, so einen Musiker auszuzeichnen, finde ich nicht korrekt“. Mehrere Gäste im Saal spendeten spontan Applaus.
Der als Rüpel-Rapper bekannte Bushido lud Plate und seine Partnerin zum Gespräch ein. „Ich habe immer eine offene Tür“, sagte er in seiner Dankesrede. Auch wehrte sich der Rapper gegen die scharfe Kritik an seiner Wahl zum Bambi-Preisträger. „Ich werde heute sicherlich nicht mehr das sagen, was ich vor zehn Jahren gesagt habe“, gab der 33-Jährige den Geläuterten. „Und ich habe gelernt, dass das, was ich gesagt habe, falsch war“. Zuvor hatte er freilich bei Facebook Kritiker polemisierend aufgefordert, sich lieber um Kinderschänder zu kümmern, als seine Person zu verurteilen.
Sein Laudator Peter Maffay bemühte sich, die öffentlichen Wogen der Empörung zu glätten: „Ein Preis kann Versöhnung und Neubeginn sein“. Bushidos Bambi als „Vorbild für Integraion“ sei deshalb ein „besonders wertvoller Bambi“. Die Jury begründete ihre Wahl damit, dass der für Schwulenfeindlichkeit bekannte Rapper „einen wertvollen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis sozialer Gruppen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln“ leiste.
Bereits vor der Gala am Abend hatte es bei Twitter und Facebook zahlreiche Protestaufrufe gegeben. Das Frauenhilfswerk Terre des Femmes (Berlin) nannte die Entscheidung für Bushido als Preisträger „fatal“. Viele empfinden die oft krassen Texte von Bushido als diskriminierend, sexistisch oder auch gewaltverherrlichend. die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth bezeichnete den Rapper als „äußerst erfolgreiche Kunstfigur, die auf dem Rücken von Minderheiten große Kasse macht“.Alle Bambi-Preisträger 2011 auf einen Blick
- Film International: Gwyneth Paltrow („Shakespeare in Love“)
- Film National: „Männerherzen und die ganz, ganz große Liebe“
- Schauspieler National: Matthias Brandt („Polizeiruf 110“)
- Schauspielerin National: Jeanette Hain („Poll“)
- Comeback: Rosenstolz („Wir sind am Leben“)
- Stille Helden: Stefan Bruhn, Birgit Matschin, Leines Gaworski
- Lebenswerk: Ruth Maria Kubitschek
- Newcomer: Tim Bendzko („Nur noch kurz die Welt retten“)
- Pop International: Lady Gaga
- Unsere Erde: Ric O’Barry (Delfinschützer, Trainer von „Flipper“)
- Entertainment: Justin Bieber
- Millennium Bambi 2011: Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt
- TV-Ereignis des Jahres: Thomas Gottschalk, „Wetten, dass… Mallorca“
- Integration: Bushido
- Talent-Bambi: Sarah Pisek
- Ehren-Bambi: Johannes „Jopie“ Heesters
[Imke Hendrich/ar]
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