Markus Lanz: Lange gekämpft – und doch verloren

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Er hatte den schwersten Job im deutschen Fernsehen: Anderthalb Jahre hat Markus Lanz „Wetten, dass..?“ moderiert und die Show nicht vor dem Quoten-Sinkflug bewahren können. Jetzt gab er den Kampf auf.

Gekämpft hat er, das müssen auch seine Kritiker zugeben. Dass er dabei nicht immer eine glückliche Figur gemacht hat, weiß er inzwischen selbst. Nun hat Markus Lanz (45) am Samstagabend das Ende des ZDF-Dauerbrenners „Wetten, dass..?“ vor laufender Kamera ankündigen müssen. Anderthalb Jahre zeigte die Quotenkurve nur nach unten. Kurioserweise stieg der Zuschauerspruch am Samstag, als Lanz zum Showende in knappen Worten das Aus bekanntgab, auf fast sieben Millionen Zuschauer.
 
Doch der Druck auf den Moderator, der als Nachfolger von Thomas Gottschalk sein Amt im Oktober 2012 angetreten hatte, hatte sich unaufhaltsam in den vergangenen Monaten verstärkt. Zum einen rieb sich die Öffentlichkeit an seiner Spät-Talkshow im ZDF und seinem zuweilen als ruppig empfundenen Interview-Gebaren. So wurde zum Beispiel Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht Opfer seiner Gesprächsführung, bei der Lanz seinen Gast dauernd unterbrach.

Aber auch sein neuer Stil bei „Wetten, dass..?“ kam nicht an. Präsentierte sich Gottschalk jahrelang noch als eleganter, weltgewandter Grandseigneur des Showgewerbes, versuchte sich der wuselige Lanz selbst mit allen Mitteln in die Show einzubringen, beteiligte sich mit vollem Körpereinsatz an Spielen und erzeugte damit Chaos. Seine ausländischen Gäste mokierten sich über die altbackene Art der Sendung, zum Beispiel Tom Hanks, und Klamauk-Profi Stefan Raab durfte unbehelligt seine neueste Erfindung, eine Duschkopf, der die Haare trocken lässt, präsentieren.
 
Markus Lanz, der einen gemeinsamen Sohn mit RTL-Frau Birgit Schrowange hat und seit 2011 mit seiner neuen Partnerin Angela Gessmann verheiratet ist, ist bereits als Jugendlicher in seiner Heimat auf die Gipfel gestürmt, fürs ZDF hat er Grönland und das ewige Eis in der Arktis besucht – keine Herausforderung war ihm zu heikel. Doch an „Wetten, dass..?“ biss er sich die Zähne aus und resignierte. Zweifelnde Töne kamen in einzelnen Interviews mit Zeitschriften durch, die Lanz in den vergangenen Monaten immer mal wieder als Plattform für seine öffentlichen Gedankenspiele nutzte.
 
„Ich werde mich nie an dieses Gefühl gewöhnen, ausgestellt zu sein wie im Schaufenster“, sagte der smarte Medienmann, der seine Karriere bei Radio Hamburg startete und lange bei RTL „Explosiv“ moderierte, im Winter zum Beispiel in einem Gespräch mit der Illustrierten „Emotion“. „Wenn ich im Sommer auf einer Wiese sitze, denke ich, ich kann das alles beherrschen. Doch das ist eine Illusion. Öffentlichkeit kommt mit einer ungeheuren Wucht daher.“
 
Dieselbe Wucht hat ihn, den das ZDF einst als Gipfelstürmer einkaufte, bei der sicheren Eroberung des deutschen Fernseh-Olymps, nämlich „Wetten, dass..?“, gebremst. Für Lanz selbst dürfte die Rückzugsentscheidung, die er und das ZDF nach der Mitteilung vom Samstag gemeinsam trafen, ein Befreiungsschlag sein. [Carsten Rave]

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5 Kommentare im Forum
  1. AW: Markus Lanz: Lange gekämpft - und doch verloren Ich vermute da Kalkül seitens des ZDF dahinter: Nachdem Gottschalk ausgestiegen ist hat man es verpasst, die Sendung vorerst einzustellen und wollte stattdessen weitermachen. Dabei hat sich die Suche nach einem Moderator aber schwerer als gedacht erwiesen - ein Favorit nach dem anderen sagte ab und die Presse hat sich reichlich daran beteiligt. Allerdings gab es ja auch einen gewissen Druck, da man mit der Fortsetzung der Show ja auch nicht ewig warten konnte. Zum Schluss blieb Markus Lanz, der dieser Sendung aber nicht gewachsen war und viel Häme und Spott über sich ergehen lassen musste. Jetzt kann das ZDF hingehen und lässt die Show einfach ein paar Jahre ruhen. Und irgendwann kann man ohne großen Wind darum zu machen in aller Ruhe einen fähigen Moderator suchen, schraubt am Konzept, reduziert die Kosten (kleinere Hallen, etc.) und kann dann irgendwann stolz verkünden, dass die Show wieder da ist. Sollte das der Plan sein darf man natürlich keine 20 Jahre damit warten, aber so in der Art könnte ich mir den Gedanken hinter der Aussage, dass das ZDF weiterhin die Rechte an der Show behält und eine Rückkehr nicht ausgeschlossen ist, vorstellen. Sowas wie "Wetten, dass..?" wird es wohl nie wieder im deutschen Fernsehen geben, das war das letzte Relikt aus einer Zeit der großen Samstagabendshows. Nur haben Lanz und seine unfähige Redaktion die Sendung im Zusammenspiel mit der Hetzjagd in der Presse die Sendung vor die Wand gefahren. Aber so ideenlos, wie die Sender inzwischen geworden sind ist eine Neuauflage wohl nur eine Frage der Zeit. Und wenn man wie gesagt keine 20 Jahre wartet, sodass das Gras, das über die Sendung gewachsen ist schon meterhoch ist, dürfte es auch quotentechnisch einfacher für eine Neuauflage werden. Man darf halt nur nicht wieder notgedrungen irgendwann das König Drosselbart-Prinzip anwenden und den erstbesten dahergelaufenen Spielmann nehmen, um ihm die Sendung anzuvertrauen. Aber dazu besteht ab 2015 ja dann keine große Not mehr.
  2. AW: Markus Lanz: Lange gekämpft - und doch verloren Sehe ich genauso. Frage mich allerdings warum es nötig ist, hier 592 Wetten, dass... - "News" einzustellen.
  3. AW: Markus Lanz: Lange gekämpft - und doch verloren Gottschalk hat die Zeichen der Zeit erkannt und ist rechtzeitig erhobenen Hauptes ausgesteigen. Jeder talentierte und seriöse Moderator der einen Ruf zu verlieren hat wird ebenfalls geahnt haben, dass es mit WD nur in eine Richtung gehen kann, nämlich nach unten. So hat sich das ZDF eben notgedrungen für einen talentfreien tiroler Bauernbub entscheiden müssen, der entweder die falschen Berater hat oder einfach nur beratungsresistent ist und weder die eigenen beschränkten Möglichkeiten, noch die Zukunft von WD richtig einschätzen konnte. Im Grunde also ein doppelter Genickbruch für WD: Das ZDF hat es trotz einem Milliardenbudget aus Zwangsbeiträgen nicht geschafft das Format dem Zeitgeist anzupassen und hat mit Markus Lanz als talentfreien Moderator den eigenen Totengräber einbestellt, der den Niedergang gekonnt zu beschleunigen wusste. Als Unverschämtheit empfinde ich persönlich, dass die Verantwortlichen des ZDF dabei weder Kritik an sich selbst üben noch am Moderator, sondern sich wohlig im Eigenlob suhlen und dabei unterschwellig die Schuld am Desaster auf den Zuschauer abwälzen. Diesem Himmler und Konsorten sollte man einfach mal kräftig eine auf die Futterluke hauen.
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